Es war ein erschütternder sexueller Übergriff auf eine Frau in Schaumburg, die das Amt für Gleichstellung zur Überzeugung brachte, in diesem Feld nun gezielt aktiv werden zu müssen, wie die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Colette Thiemann im Pressegespräch berichtete. Das Team des Amtes stieß die Bildung einer Arbeitsgruppe „Frauen im Kontext von Beeinträchtigungen und Behinderungen” an, in der neben der Gleichstellungsbeauftragten Nadine Pasel und Colette Thiemann Vertreterinnen des Frauenhauses, der Beratungsstellen BASTA und Biss, des Inklusionsnetzes Schaumburg und des Kreisbehindertenrates mitwirken. Seit Oktober vergangenen Jahres widmete sich die Gruppe in regelmäßigen Treffen diesem Thema, einem insgesamt „riesigen Feld” wie Colette Thiemann festhielt. Studien zeigen, dass Frauen mit Behinderung in einem schockierend hohen Ausmaß Opfer von physischer, psychischer und sexueller Gewalt sind. Abhängigkeitsverhältnisse von Pflegenden. Eine tiefere Hemmschwelle bei Tätern, weil sie davon ausgehen, dass Opfern mit entsprechender Beeinträchtigung ohnehin nicht geglaubt wird. Zum Teil aus Scham werden Fälle nicht zur Anzeige gebracht. Manchen Opfern fällt es schwer, die Übergriffe in Worte zu fassen und darüber zu berichten. Dies sind einige Punkte, welche die Komplexität des Problemfeldes andeuten. Ziel der Arbeitsgruppe ist die Erstellung von Gewaltschutzkonzepten für Einrichtungen und Pflegende sowie der Aufbau einer Hilfekette für Opfer, aber auch für Täterinnen und Täter. Und die Sensibilität für die Thematik zu erhöhen. Grundlage soll eine Untersuchung im Rahmen einer Fragebogenaktion sein. Am Montag, dem 11. Dezember, organsiert das Amt für Gleichstellung eine Auftaktveranstaltung zum Thema im Kreishaus in Stadthagen, zu der rund 160 Gäste geladen sind. Diese soll auch einen Beitrag zu dem Ziel leisten, Pflegedienste, und Pflegeeinrichtungen, Werkstätten, Ärzte und ähnliche Akteure in den Prozess zur Erarbeitung eines „Gewaltschutzsystems” einzubinden. Bei der Veranstaltung wird Fachfrau Martina Paschke vom „Weibernetz” aus Kassel vortragen und dabei unter anderem Studienergebnisse und erfolgreiche Lösungsansätze vorstellen. Anschließend stellen sich mit dem Themenfeld befasste Institutionen vor und es besteht die Möglichkeit zum Austausch. Interessierte können sich beim Gleichstellungsamt noch für eine Teilnahme anmelden unter 05721/703-254. Nadine Pasel und Colette Thiemann erläuterten, dass das Amt für Gleichstellung zwar die Koordination des nun einzuleitenden Prozesses leisten könne. Angesichts knapper Haushaltsmittel seien Spenden zur Unterstützung jedoch hoch willkommen. Schließlich sei Geld nötig, um Beispielsweise Assistenzkräfte zur Erfassung von Daten bei Umfragen zu bezahlen. Foto: bb