Im Bereich der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg werden die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM) gesondert erhoben, allerdings nicht nach dem vorliegenden Tatort unterschieden. Zahlen gibt es somit ausschließlich für den gesamten Einzugsbereich der PI. Die Zahl der Betrugsdelikte SÄM betrug 2018 112 Taten und hat sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert, immer wieder können die Täter ihre Methoden erfolgreich anwenden. Hinzu kommt eine sehr hohe Dunkelziffer, die PI Nienburg/Schaumburg geht von circa 75 Prozent aus. Denn die Scham der Opfer ist meist sehr groß. Neue Maschen Aktuell am erfolgreichsten sind die „falschen Polizeibeamten”, hier rufen die Täter mit einer technisch manipulierten „110”-Nummer ihre Opfer an und geben sich als Polizisten aus. Deutlich geringer ist der Anteil des „Enkeltricks”, der bislang als eine der erfolgreichsten Methoden galt. Im Jahr 2018 zählte das Landeskriminalamt (LKA) 4253 Tagen, 97 Mal waren die Täter erfolgreich. Insgesamt ist ein Schaden von 4,7 Millionen Euro entstanden. Hier sind die Opfer meist ältere Menschen. Die Opfer suchen sich die Täter über Telefonbücher anhand älter klingender Vornamen und sehr kurzer Telefonnummern, die noch aus Bundespostzeiten stammen. Ein bekanntes aber aktuell wieder anwachsenden Phänomen ist das „Gewinnversprechen”, bei dem die Opfer auch einem jüngeren Personenkreis zuzuordnen sind. Hier wird ein Geldgewinn in fünfstelliger Höhe suggeriert, dessen Auszahlung jedoch an eine vorher zu leistende „Bearbeitungsgebühr” geknüpft ist. Prävention greift Das LKA hat vor einem Jahr eine neue Präventionskampagne gestartet, mit der auf die neue Methode „falsche Polizeibeamte” hingewiesen wird. Auch mit anderen Aktionen steuert das LKA gegen. So wird regelmäßig in zielgruppengerechten Medien wie zum Beispiel der „Apotheken-Umschau” vor den Betrugsmaschen gewarnt. Und auch die Zusammenarbeit mit den niedersächsischen Banken sowie gemeinsame Tagungen sind mittlerweile eingespielte Routine. Und die Maßnahmen tragen erste Früchte: So konnte das Verhältnis zwischen Anruf und Tatvollendung bereits deutlich reduziert werden. Wurden 2017 bei einhundert Anrufen noch vier Menschen Opfer, so waren es 2018 nur noch zwei. Schwierige Ermittlungen Fast alle Anbahnungen der Straftaten erfolgen über Telefonanrufe aus dem Ausland – in der Regel aus der Türkei. Hier gibt es spezielle Call-Center, die sich allein auf die kriminellen Machenschaften „spezialisiert” haben. Die Anrufer sind sprachgewandt und psychologisch sehr geschickt. Mit viel Geduld zermürben sie ihre Opfer, setzen diese gezielt unter Druck und treiben sie so zum Äußersten. Bis schließlich noch so absurde Forderungen aus Angst und Unsicherheit erfüllt werden und am Ende hohe Geldbeträge übergeben werden. Übergriffe bei der Geldübergabe sind im Bereich der PI Nienburg/Schaumburg bislang nicht bekannt. Das LKA arbeitet daran, die Täter – auch im Ausland – dingfest zu machen und arbeitet hier eng mit dem Bundeskriminalamt sowie ausländischen Strafverfolgungsbehörden zusammen. Aktuell ist es dem LKA jedoch nicht möglich, bekannte, gefälschte Nummer zu sperren, um den Tätern die „Arbeit” zu erschweren. Foto: AdobeStock Immer wieder werden ältere Menschen Opfer von betrügerischen Banden.