„Bomben über Wunstorf” war gestern. Wenn es nach Dietmar Wischmeyer geht, sollen nun baldmöglichst verdorbene Fische das Verkehrsproblem in der Auestadt lösen. Endgültig. In der diesjährigen Ausgabe der Zeltmission entwarf er das mittlerweile dritte Untergangsszenario, das den Traum eines jeden Autofahrers wahrmachen soll: Kein Wunstorf, keine Ampeln und freie Fahrt bis ins angrenzende Schaumburg. Die Organisation der Zerstörungsaktion lag dabei in Händen des ehemaligen Wulff-Pressesprechers Olaf Glaeseker, in Auftrag gegeben vom Verteidigungsministerium höchst persönlich. Dem liegt schließlich ebenfalls daran, die Zufahrt zum neuen NATO-Fliegerhorst zu gewährleisten - zumal ohnehin keiner der oberen Befehlshaber wusste, dass dieses Kaff nach seiner filmreifen Zerstörung im vergangenen Jahr überhaupt wieder aufgebaut worden war. Als „Sonderbeauftragter Wunstorf” will Glaeseker Wunstorf dem Erdboden gleich machen, mit angeschwemmten Fischen, die in „dieser ekligen Eisfabrik” in Wunstorf zu einer gefährlichen Bio-Waffe herangereift sind. Zeit für „Wunstorf 21”, das mit drei Transall C-160 und 48 Tonnen stinkender Fischpampe das Schicksal des Ortes samt Matjesessen, Sachsenhäger Fischbrötchen-Chor und Matratzen-Layout besiegeln soll. Die braucht schließlich keiner mehr, wenn der neue A 400 M erst da ist. Alles klappt, Wiedenbrügge kann Abrisspartys am Futtersilo feiern, die verseuchte Siedlung ist mit NATO-Draht eingezäunt und die Wunstorfer werden kurzerhand nach Cuxhaven umgesiedelt, wegen des Gestanks. Wischmeyer hatte sein Publikum vor „Bad Vibrations” gewarnt und wegen eines größeren Abstands zum Dalai-Lama-Besuch seinen Auftritt extra um eine Woche vorverlegt, wegen der Nachwirkungen. So haben denn auch Stadt- und Landbewohner, Streitthemen wie die Beschneidung oder das „Bescheuertengeld für Mütter in Gefangenschaft” ihr „Fett” abgekriegt, inklusive der sich für den „Verarschungsmarathon” Wahlkampf aufrüstenden Parteien. Auch den von den Grünen ersonnenen „Veggie-Day” ließ sich der Berufszyniker schmecken. Abgerundet wurde der Abend mit einer besonderen Tier-Show a la „Kleiner Tierfreund” und animierten „Arschkrampen”. Missionieren musste Wischmeyer wahrlich keinen seiner willigen Zuschauer, zu wahr und nur hier und da ein bisschen übertrieben ist, was der Humorist in gesellschaftlichen Studien und Alltagsbeobachtungen zusammenträgt. Verkehrsteilnehmer, die nicht zu den unmittelbaren Wunstorf-Anwohnern gehören, könnten einer freien Durchfahrt bis Hagenburg beim Gedanken an den „Schönsten Stau der Region” und diverse Baustellen sicherlich das eine oder andere Positive abgewinnen. Das Publikum schmunzelt beim Rückzug selig, Mission erfüllt. Foto: nb