Martin Leuchtmann (Grüne) erläuterte den Gedanken hinter der möglichen Zertifizierung zur Fairtrade-Town: „Damit retten wir nicht die Welt, aber es dient der Aufklärung“. Für minimale Mehrkosten könne die Stadt ihre Beschaffungspolitik betrachten und auf Fairtrade-Partner umsteigen. Auch die Nachbarstadt Minden gehe nun diesen Schritt, „an denen können wir uns orientieren“. Im Grunde sei diese Zertifizierung „Symbolpolitik“, wie Leuchtmann erklärt, jedoch stelle sie auch eine Möglichkeit dar, mit der Wirtschaft in Kontakt zu kommen, „Wir hoffen, dass daraus vielleicht weitere Maßnahmen resultieren, beispielsweise mit Schulen. Auch Judith Meier (CDU) hält diesen Antrag für unterstützenswert, doch würden sich einige Fragen stellen, etwa ob Ortsbürgermeister dementsprechend auch Fairtrade-Geschenke kaufen müssten. „Das Budget ist hier beschränkt, daher wären tiefergehende Infos nötig, sonst gibt es für die Beschenkten bald nur noch Präsentkörbchen“. Daran solle es nicht scheitern, ist sich Leuchtmann sicher, er geht von einer Budgeterhöhung aus. „Aber solche Aktionen mit Symbolcharakter machen Sinn“, ist er sich sicher. Henrik Tesche (FDP) findet den Gedanken charmant, es dürfe jedoch nicht in unnötiger Bürokratie münden. „Ich denke, wir verlieren hier nicht viel und wenn wir damit was dazu beitragen können, warum nicht?“, schließt sich auch Hermann Kempf (CDU) an. Oliver Salomon hingegen fragt sich, ob der Handel in Bückeburg überhaupt bereit wäre, hier mitzugehen. Das wäre dann der nächste Schritt nach einem Ratsbeschluss. „Das werden wir mit einer Steuerungsgruppe feinfühlig angehen“.
Für die Zertifizierung seien fünf Kriterien zu erfüllen: Neben dem entsprechenden Ratsbeschluss muss eine Steuerungsgruppe initiiert werden, die die Aktivitäten vor Ort koordiniert und aus mindestens drei Personen besteht. Zudem muss der Handel mitziehen: mindestens zwei Fairtrade-Produkte müssen in den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants angeboten werden. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl der Kommune. Für Bückeburg bedeutet dies, dass mindestens in vier Geschäften und zwei Gastronomiebetrieben Produkte aus Fairen Handel angeboten werden müssen. Produkte aus fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet. Darüber hinaus werden Bildungsaktivitäten zum Thema fairer Handel umgesetzt. Für Bückeburg ist hier die Mindestbedingung, dass in einer Schule, einem Verein und einer Kirchengemeinde mindestens je ein Fairtrade-Produkt verwendet wird. Als fünftes Kriterium sollen die örtlichen Medien mindestens viermal pro Jahr über Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Town berichten. „Wir reden hier nicht über riesige Kosten und fangen jetzt einfach mal an. Offene Fragen werden im Prozess geklärt, engagierte Akteure gesucht“, spricht sich Jens Bartling (SPD) für eine rasche Realisierung aus. Den Vorschlag, den Antrag abzuändern und zunächst die Steuerungsgruppe einzusetzen, um weitere Eckpunkte zu klären, schmetterte Leuchtmann ab: „Der Antrag ist gut so – Rinteln macht das auch!“. „Mich interessiert nicht, was andere machen – uns sollte interessieren, was wir wollen“, meint Dieter Everding (SPD). Und die Mehrheit will dem Antrag folgen und die fünf Kriterien erfüllen -mit drei Enthaltungen stimmte der Ausschuss dafür. Auch der Verwaltungsausschuss habe sich bereits mit der Thematik beschäftigt, informiert Bürgermeister Axel Wohlgemuth in der jüngsten Ratssitzung. Foto:nh