Die Frühlingszeit ist für Landwirte eine wichtige Phase, in der die Felder vorbereitet werden. Doch bevor Mäharbeiten beginnen können, steht eine wichtige Aufgabe an: die Suche nach Rehkitzen. Warum ist diese Aufgabe so entscheidend und welche Konsequenzen drohen Landwirten, die sie vernachlässigen?

Die Gefahr für Rehkitze

Mit dem Frühling beginnt auch die Zeit, in der Rehkitze zur Welt kommen. Diese kleinen und schutzbedürftigen Tiere suchen in den Wiesen und Feldern Schutz vor Gefahren. Die Rehmutter lässt sie dort im hohen Gras in einer trügerischen Sicherheit zurück. Denn das Problem: Wenn Landwirte mit ihren Mähmaschinen über die Flächen fahren, werden die versteckten Kitze übersehen und schwer verletzt oder getötet. Das kommt, da die Kitze in den ersten 3 Lebenswochen keinen Fluchtinstinkt besitzen und sich nicht rühren, bis es für sie zu spät ist. Eine traurige Realität, die vermieden werden kann. Dem haben sich im Landkreis Schaumburg eine Reihe von freiwilligen Helfern gewidmet, die mit Drohnen Felder abfliegen und mit einer Wärmekamera nach den versteckten Kitzen suchen. Diese Suche hat sich als besonders effektiv etabliert und wird seit Jahren von Anja Fuhrberg, Medienberaterin beim Schaumburger Wochenblatt, koordiniert und begleitet. Ihre Mitstreiter sind Guido Hiller, Geschäftsführer bei der Kreisjägerschaft Schaumburg und der Drohnenpilot Florian Petersen, der ebenfalls Jäger ist. Gemeinsam fahren sie frühmorgens raus, wenn ein Landwirt sie darüber informiert, dass ein Feld gemäht werden soll. Morgens um 4 h wird sich am ersten Feld getroffen. Die Zeit ist knapp, denn wenn Standwetter vorhergesagt ist, wollen alle Landwirte ihr Gras mähen. Deswegen brauchen wir noch mehr Helfer, noch mehr Drohnen und entsprechende Piloten, um alles in der Hauptzeit Mai und Juni zu schaffen und möglichst viele Tiere zu retten“. Im vergangenen Jahr haben wir in Teamarbeit mit fünf Drohnenpiloten und einem kleinen Läuferteam, 2667 Hektar abgeflogen und dabei 347 Kitze gerettet.

In Rinteln hatte 2023 ein Landwirt beim Start seines Mäheinsatzes eine Ricke am Feld stehen sehen und daraufhin zunächst die Arbeiten eingestellt; er vermutete ein Kitz im Feld und informierte seine Jagdpächterin. Leider wartete der Landwirt nicht auf das Drohnenteam und mähte weiter; dabei wurde das Rehkitz an den Hinterläufen so stark verletzt, dass es verstarb. Anwohner erstatteten Anzeigen gegen den Landwirt. Die Polizei Rinteln ermittelte wegen eines Verstoßes nach dem Tierschutzgesetz. Nach dem Bekanntwerden hatte die Polizei per Pressemeldung dazu aufgerufen, die zu mähenden Flächen selbst, durch Jagdpächter oder durch Drohnenteams absuchen zu lassen, damit Bilder wie die des getöteten Kitzes sich nicht wiederholen.

Strafen und rechtliche Konsequenzen


Die Vernachlässigung der Rehkitzrettung bringt rechtliche Konsequenzen für die Landwirte mit. Der Schutz von Wildtieren ist streng geregelt. Werden diese Vorschriften nicht eingehalten, drohen empfindliche Geld- oder auch Freiheitsstrafen. Landwirte aus Schaumburg und der umgrenzenden Region sowie jeder, der ehrenamtlich mithelfen möchte, kann sich bei Fuhrberg, Hiller oder Petersen melden, um sich über die Aktionen zu informieren. Trotz der – vielleicht noch immer nicht genügend bekannten – vielfältigen Angebote der Suche und Rettung von Rehkitzen zum Beispiel durch die Kreisjägerschaft mit Drohnen, kommt es in jedem Jahr zu vermeidbaren Unfällen.

Dabei ist der Kontakt schnell hergestellt und die Suchaktion organisiert – ohne Bürokratieaufwand und vor allem ohne Kosten für die Landwirte. Der Verein der Kreisjägerschaft sammelt aber für die Rettungsaktionen Spenden und kann auch Spendenquittungen ausschreiben. Um Landwirte bei der Rehkitzsuche zu unterstützen, gibt es verschiedene Initiativen, die auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. Freiwillige Helferinnen und Helfer, oft aus der örtlichen Gemeinschaft, bieten ihre Unterstützung ohne Entgelt an, um die Felder systematisch nach den kleinen Rehkitzen abzusuchen, bevor die Mäharbeiten beginnen. Um den Drohneneinsatz auch mit geringeren Abständen zu Häusern als 150 Metern zu ermöglichen, hat das zuständige Luftfahrt-Bundesamt im März eine neue Allgemeinverfügung erlassen. Das hilft nun auch den Rettern in Schaumburg, da es viele Felder in direkter Nähe zur Wohnbebauung gibt.

Finanzielle Unterstützung

Um diese Arbeit zu unterstützen, gibt es übrigens ein Bundesförderprogramm für Drohnen mit Wärmebildkamerasystem zur Rehkitzrettung. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat für die Anschaffung solcher Drohnen 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Förderungsberechtigt sind Kreisjagdvereine und / oder andere eingetragene Vereine auf regionaler oder lokaler Ebene, die laut ihrer Vereinssatzung hauptsächlich in der Wildtierrettung, insbesondere in der Rehkitzrettung, tätig sind. Anträge können bis zum 14. Juni beim BMEL eingereicht werden.

Ansprechpartner
Guido Hiller, 0171-4826664
Florian Petersen, 0170-3449907
Anja Fuhrberg, 0160-7066899