Wohlgemuth zeigt sich, wie viele seiner Amtskollegen auch, sehr enttäuscht vom Dialogprozess der Bahn, in dem ein offener Prozess anscheinend lediglich suggeriert wurde. Im bisherigen Verfahren wurde mehrfach versichert, dass eine Fahrzeit von 31 Minuten zwischen Hannover und Bielefeld, die nur durch den Neubau großer Streckenanteile zu realisieren ist, zwar das optimale Ziel wäre, aber nicht zwingend sei. Mit den konkreten Planungen, die in den letzten Wochen verlautet wurden, hätten sich nun die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ein offener Prozess, in dem auch Linienführungen betrachtet werden, die nicht eine Fahrzeit von 31 Minuten zwischen Hannover und Bielefeld erreichen, ist demnach nicht mehr möglich. „Wir haben nun eher das Gefühl, vor schon ausgearbeitete Detailplanungen gestellt zu werden, ohne das ein wirklicher weiterer Dialog stattgefunden hat. Das hat schon einen bitteren Beigeschmack“, erläutert der Verwaltungschef auf Nachfrage dieser Zeitung. Zwar habe die Bahn regelmäßig die Stadt zu den „Planungsdialogen“ eingeladen, die Wohlgemuth oder der Bauamtsleiter auch wahrnahmen, doch nach der letzten Vorstellung der damaligen Grobkorridore im Mai vergangenen Jahres wurden nun die wesentlich detaillierten Planungen vorgestellt. „Das setzt sich das Gefühl durch, übergangen worden zu sein“, so Wohlgemuth.

Erhebliche Auswirkungen
Die beiden favorisiert dargestellten Korrdiore K1 und K2 hätten massive Auswirkungen auf das Stadtgebiet Bückeburg. Die Trasse K1 würde nördlich von Achum die Bestandsstrecke verlassen, dann nördlich von Scheie und südlich des Naturschutzgebietes der Bückeburger Niederung weitergeführt, um dann nach Süden die Bestandsstrecke zu kreuzen. Sie verläuft dann zwischen der westlichen Kernstadt und Röcke weiter Richtung Porta Westfalica. Der Korridor K2 entspricht der sogenannten Idaturm-Trasse, die von Kirchhorsten kommend zwischen Müsingen/Bergdorf und Vehlen/Ahnsen geführt würde. Auch die weiter möglichen Korrdiore K5 und K6, die als sogenannte Auetaltrasse geführt würden, hätten erhebliche Auswirkungen auf das Stadtgebiet von Bückeburg, da von dort im Bereich der Kernstadt eine Neubauspange zurück auf die Bestandstrecke erforderlich wäre, um auch die Zugverbindungen Richtung Osnabrück und Amsterdam im Rahmen des Deutschlandtaktes realisieren zu können. Die Stadt hat umgehend nach der Plenumssitzung am 31. Januar die Bahn kontaktiert, um Ihre aktuellen Planungsüberlegungen der Politik und der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Eine Reaktion blieb bislang, Stand Mittwochnachmittag, aus, informiert die Stadtverwaltung.

Stadt will sich wehren
„Wir erwarten, dass die Planer der Deutschen Bahn herkommen, die Pläne erklären und den Bürgern reinen Wein einschenken, was alles passieren könnte“, erklärt der Bürgermeister auf weitere nachfrage. Weitere rechtliche Möglichkeiten seitens der Stadtverwaltung konnten bislang noch nicht ausgeschöpft werden, doch die Stadt werde sich natürlich im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten wehren, versichert der Verwaltungschef. Unter anderem habe man mit der eigens gegründeten „AG Bahntrasse“, mit deren Initiierung seinerzeit auch finanzielle Mittel für beispielsweise notwendige Gutachten und Rechtsbeistand bereitgestellt wurden, die Bestrebung, intensiv zusammenzuarbeiten, auch für mehr Solidarität innerhalb des Landkreises. Wenn nötig, werde sich „dann auch in einen Clinch mit der Bahn begeben“, wie Wohlgemuth weiter erklärt. Foto:nh