Ich bin ja der Ansicht, dass man für bestimmte Themen keinen besonderen Tag benötigt (Weltkindertag, Weltfrauentag, …). Da ist es traurig genug, dass man mit einem Gedenktag ein besonderes Augenmerk darauf richten muss. Ganz anders sehe ich es beim Tag des Lächelns. An dieser Stelle, wie so oft, wieder einmal etwas „Thekenwissen“: Der deutsche Erwachsene lacht durchschnittlich lediglich 18 mal am Tag. Lachen ist ein echtes Workout – es werden dabei bis zu 300 Muskeln angeregt. Seit 1964 existiert an der renommierten Stanford-Universität ein Institut für Gelotologie (Auswirkungen des Lachens). Nachweislich fördert Lachen die Produktion von Endorphinen (eines der Glückshormone), Antikörpern und Immunzellen und das heißt: Lachen ist gesund! Bei der Frage, welches Land denn nun das Land des Lächelns ist, sind sich die Gelehrten uneins. Genannt werden aber immer Japan und Thailand. Lachyoga ist voll im Trend. Von kostenlosen Kursen im Kurpark bis zum Tagesseminar für 220 Euro ist alles dabei. Ich bin kein gebürtiger Schaumburger. Als es mich vor Jahrzehnten der Liebe wegen nach Schaumburg verschlug, warnten mich einige Menschen vor der Sturheit der Schaumburger. Natürlich weiß ich heute, dass das so generell gar nicht stimmt. Genauso wenig, wie man vor den Fahrern einer Reihe von Autokennzeichen warnt, weil sie angeblich nicht Autofahren können. Zwei kürzlich von mir geführte Telefonate mit zwei Damen am anderen Ende des Telefons, haben mich nachdenklich gemacht und dann zu dieser Kolumne inspiriert. Ich verschweige an dieser Stelle natürlich Einzelheiten zu den Gesprächspartnerinnen, da beide in Schaumburg arbeiten. Die erste, bei der ich einen Termin vereinbaren wollte, vermittelte mir den Eindruck, ich sei ein ungebührlicher Störenfried. Barsche Antworten und spitze Bemerkungen verschärften das Gespräch von ihrer Seite aus, obwohl ich mehrfach versuchte, die Unterhaltung etwas zu entkrampfen. Einen Tag später, ebenfalls ein Anruf, bei dem ich um Unterstützung bat, verlief dieser komplett anders. Ich konnte das Lächeln meiner Gesprächspartnerin förmlich hören. Ich sprach sie sogar darauf an. So kamen wir ins Gespräch und für die junge Frau war es eine Selbstverständlichkeit, ihre Kunden mit einem Lächeln zu begrüßen und das auch am Telefon beizubehalten. Sie fühlte sich sogar selbst wohler, wenn sie sich so verhielt. Ein ernstgemeintes Lächeln erreicht die Augen und die Stimme. Man kann erkennen, ob man lediglich geschäftsmäßig, mit einem quasi eingefrorenen Lächeln, oder mit einem warmen, ernstgemeinten Gesichtsausdrück angesehen wird. Selbst der größte Grummel kann freundlich lachen – wenn er oder sie will. Ich mag den Lachflash (Lachanfall). Dieser oftmals unerklärliche Lachausbruch kann manchmal unglaubliche Reaktionen bewirken und die Personen im direkten Umfeld können nicht anders und müssen mitlachen. Schauen Sie sich einmal Tageschausprecherin Susanne Daubner auf Youtube an. Gern erinnere ich mich an ein eigenes Erlebnis. An einem Sommerabend saß unser Sohn mit seiner Lebensgefährtin mit uns zusammen im Garten. Irgendwie kamen wir – nach einigen Gläsern Wein - auf das Thema der Nationalhymne. Ich konnte mich erinnern, dass Ende der 1940er in Ermangelung einer deutschen Nationalhymne der Karnevalskracher „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ gesungen wurde. Unter anderem für den deutschen Gewinner des ersten internationalen Radrennens in Köln Müngersdorf vor den Nationalhymnen von Belgien und der Schweiz. Aufgrund von vermutlich alkoholbedingten „Wortfindungsstörungen“ bekam ich den Liedtitel irgendwie nicht voreinander und nach diversen Versuchen, die immer heftigere Lachanfälle hervorbrachten, mussten wir nach drinnen verlegen, um keine Anzeige wegen Lärmbelästigung zu riskieren. Apropos „Tag des Lächelns“. Ich habe mir einmal angesehen, was es so für nationale und internationale Gedenktage gibt und bin dabei auf den „Tag des Regenwurms“ gestoßen – an meinem Geburtstag! Hallo, möchte ich gern sagen, geht’s noch? Ich habe dann aber gelesen, dass der Regenwurm ein sehr nützliches Tier ist und … außerdem haben wir den Tag des Lächelns! Probieren Sie es einmal aus. Lächeln Sie ihr Gegenüber in der Fußgängerzone oder auch am Telefon einfach einmal an. Ich hoffe, meine eine unwirsche Gesprächspartnerin liest die Kolumne, nimmt es mir nicht übel und … lächelt!
Ihr Axel Bergmann