Halbschmarotzer sind in Schaumburg ein Problem | Schaumburger Wochenblatt

11.04.2024 15:52

Halbschmarotzer sind in Schaumburg ein Problem

Der Landkreis hat die „Baumrettung” beauftragt.  (Foto: nd)
Der Landkreis hat die „Baumrettung” beauftragt. (Foto: nd)
Der Landkreis hat die „Baumrettung” beauftragt. (Foto: nd)
Der Landkreis hat die „Baumrettung” beauftragt. (Foto: nd)
Der Landkreis hat die „Baumrettung” beauftragt. (Foto: nd)

„Wir retten hier die Bäume“, so begrüßte uns ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei Rinteln, als wir uns vor ein paar Tagen die Situation der Straßenbäume im Landkreis anschauen wollten. Vorausgegangen waren Hinweise aus der Bevölkerung, dass ungewöhnlich viele Bäume in diesem Frühjahr gefällt werden. Es gab dabei zwei Lager: Die einen, die sich wunderten, dass viele Bäume mit einem roten X markiert wurden, obwohl sie zumindest für den Laien augenscheinlich gesund oder zumindest erhaltenswert erschienen – und die anderen, die sich fragten, warum die Fällungen noch so spät stattfinden. Eigentlich ist die Zeit der Baumfällarbeiten bereits vorbei – vom 1. März bis zum 30. September gilt in Niedersachsen die Nist- und Brutzeit und damit sind laut Bundesnaturschutzgesetz Fällungen und Schnittmaßnahmen grundsätzlich verboten. Ausnahmen gibt es nur bei akuten Gefährdungen, also wenn Bäume oder Äste drohen, auf Straßen zu fallen.
Dennoch bleibt die Rodung von Straßenbäumen vor allem jetzt noch ein großes Thema in Schaumburg. Besonders im Bereich Bückeburg, Bad Eilsen und Auetal gab es dabei zuletzt Unstimmigkeiten, die eine Reihe von besorgten Bürgern und Politikern auf den Plan riefen.

Einer der Gründe dafür ist schon weit weitem sichtbar: der Mistelbefall. Bei Asterix und Obelix war diese als Halbschmarotzer bekannte Aufsitzpflanze noch gern gesehen; in der Realität im Jahr 2024 ist sie in Schaumburg ein immer größer werdendes Problem für viele Bäume, ob jung oder alt, egal welcher Art. Die Probleme für die Bäume werden dabei ebenso von den trockenen Sommern der letzten Jahre sowie durch die übermäßigen Regenfälle zum Jahreswechsel 2023/2024 verschärft. Beides hat die Straßenbäume überall geschwächt. Das Schaumburger Wochenblatt hat daher beim Landkreis nachgefragt, ob diese geänderten Bedingungen auch in Schaumburg einen größeren Einfluss auf die jetzigen Arbeiten hatten. Allerdings gibt es dafür keine Statistik, wie viele Bäume in welchen Jahren durch welche Einflüsse zu Schaden gekommen sind. Eines ist allerdings klar: Der Landkreis musste erst 2024 zum ersten Mal Bäume fällen, die zu stark durch Misteln geschädigt wurden.

„Wenn Bäume gefällt werden mussten, dann wegen ihres schlechten Allgemeinzustands. Baumfällungen aufgrund des Mistelbefalls haben erstmalig stattgefunden“, erklärte die Landkreis-Pressesprecherin Anja Gewald. Das zeigt, wie sich die Lage im Landkreis in den vergangenen Jahren – zumindest was den Mistelbefall betrifft – geändert hat. Die Misteln sind nicht die einzigen Befall-Probleme, die im Landkreis Sorgen machen. „Es gibt hier auch einige Pilzarten, die Bäume befallen (z. B. der Brandkrustenpilz und der Schwefelporling)“, unterstrich die Pressesprecherin. Allerdings sind das baumzersetzende Pilze, die schneller dazu führen, dass Äste oder gar Stämme morsch werden und der Baum nicht mehr zu retten ist. Bei einem Mistelbefall sieht das grundsätzlich anders aus, wenn der Aufsitzparasit noch nicht lang schädigen konnte, aber auch da kommt es auf den Allgemeinzustand des Baumes an – pauschal lässt sich da keine Aussage treffen. Die Abstimmungen für die Baumfällungen werden dabei mit dem Landkreis und dem Amt für Naturschutz Schaumburg gefällt. Weitere Arbeiten wird es vermutlich erst im Herbst geben, jetzt geht es weiter mit Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen. Zumindest war das der Plan. Ärger gab es dabei unter anderem um eine Aktion an der K82 zwischen Bückeburg und Röcke. Bereits im März wurden dort Bäume gefällt – wie sich dann herausstellte, zu Unrecht. Durch Abstimmungsprobleme mit der Straßenmeisterei Rinteln, die für die Baumpflege in dem Bereich beauftragt ist, wurden die Bäume gefällt, obwohl zunächst nur deren Schädigungsgrad durch die Misteln geprüft werden sollte. Der Auftrag beinhaltete Erhalt durch Schnitt. Dazu, was die Markierung mit einem großen roten X dort bedeutet, gab es wohl unterschiedliche Auffassungen und so wurden bereits eine Reihe von Bäumen vermutlich voreilig gefällt. Der Erhalt sollte dabei laut Landkreis immer an erster Stelle stehen. Das ist aber nicht der einzige Fall derart im Landkreis. Auch bei Ahnsen ist nun eine alte Allee in Gefahr, komplett gerodet zu werden.


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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