„Zeige der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi” habe er dem eingewechselten Götze mit auf den Weg gegeben, erklärte Joachim Löw nach dem Spiel. Der in den letzten Wochen viel Gescholtene ließ sich nicht lange bitten: Verlängerung, 113. Minute. Flanke Schürrle, Götze pflückt den Ball mit der Brust hinunter, nimmt ihn Volley und entscheidet das Spiel. Der Bessermessi schießt die deutsche Nationalmannschaft zum ersten WM-Titel seit 24 Jahren, setzt der „goldenen Generation” die Krone auf. Neuer, Lahm, Schweinsteiger, Podolski, Klose – endlich sind sie auch mit der Nationalmannschaft ganz oben angekommen. Einfach weltmeisterlich.
Überhaupt ging es beim gesamten Turnier so zu, wie es einer Weltmeisterschaft gebührt. Es gab alles zu sehen, was den Fußball ausmacht. Große Überraschungen, positiv wie negativ. Helden, Bösewichte und tragische Figuren. Träume und Alpträume. Unvergessen das krachende Scheitern der Spanier, die begeisternde Mannschaft aus Costa Rica. Die Beißwut Luis Suárez‘, die Verletzung Neymars. Der „ewige” Klose, der WM-Treffer Nummer 16 erzielt und damit alleiniger Rekordtorjäger ist. Nicht zuletzt das schon heute legendäre 1:7 im Halbfinale gegen Brasilien, das die dortige Öffentlichkeit den Deutschen aber bereits verziehen zu haben scheint. „Das Maracanã ist deutsch”, titelt die brasilianische Zeitung O Dia. Dabei spielte aber nicht nur die Tatsache eine Rolle, dass die Nationalmannschaft auch den Titel geholt hat – sondern viel eher, dass Argentinien es nicht geschafft hat. „Deutschland erleichtert das Leiden Brasiliens, indem es einen argentinischen Sieg im Maracanã verhindert”, stellt so auch die Zeitung Zero Hora fest.
Am Ende des historischen Abends stellten sich eigentlich nur zwei Fragen. Nummer eins: Macht Löw, der Vater des Erfolgs, weiter? Er selbst hielt sich nach dem Spiel bedeckt. Teammanager Oliver Bierhoff hingegen legte sich fest: „Wie ich Jogi die ganzen Tage gesehen habe, überhaupt die ganzen Wochen, gehe ich davon aus, dass wir weitermachen.” Löw selbst wird wissen, dass mit seiner Mannschaft weitere Titel möglich sind. Denn auch in zwei und sogar vier Jahren, wenn es nach Russland geht, sind viele der heutigen Weltmeister noch im besten Fußballer-Alter. Und Frage Nummer zwei: Wie soll der gemeine Fußballfan die allabendliche, fußballlose Lücke schließen, die das Ende der WM reißt? Erst in 37 Tagen geht die Bundesliga wieder los. Bis dahin kann er aber ohne Weiteres von dem lange erträumten Erfolg zehren.