Kleckertürme sind ein prima Kinderspiel. Sand mit Wasser mischen, den Matsch durch die Finger rinnen und daraus Türme werden lassen. Eine geruhsame und harmlose Beschäftigung für einen Sonnentag am Strand ist das. Das sieht auch Derek Meister so – und hat es dennoch geschafft, solche Kleckertürme zu einem grausigen Detail einer ganzen Reihe von Morden zu machen. Wie schon in seinem ersten Thriller ermitteln auch hier der Polizist Knut und die Ermittlerin Helen gemeinsam im fiktiven Dörfchen Valandsiel, irgendwo an der Nordseeküste. Sand ist dieses Mal das verbindende Element aller Morde und die fragilen Kleckertürme stehen immer irgendwie im Zusammenhang mit den Toten. Spannend und mitreißend ist die Geschichte und wie schon in seinem ersten Thriller „Der Jungfrauenmacher” spart Meister nicht mit detaillierten Beschreibungen der überaus fantasiereichen Tötungsarten. Allzu zart besaitet sollten die Leser auch dieses Mal nicht sein. Aber welcher Thriller-Leser ist das schon? Das andere, was die Qualität des Buches ausmacht, ist die liebevolle Zeichnung der Charaktere. Dorfpolizist Knut, der von seinem Vater auf den Sessel des Revierleiters gehievt wurde, gibt sich erneut ein ums andere Mal tollpatschig und unsicher – um dann doch wieder Geistesblitze zu haben und entschlossen zu handeln. Ins Herz geschlossen wird Knut von seinen Lesern aber in erster Linie wegen seiner kleinen Marotten – den Cowboy-Stiefeln, die er auch nicht ablegt, nachdem er sich darüber übergeben hat, dem Sheriff-Stern, der entgegen dem amerikanischen Vorbild nicht sieben sondern lediglich sechs Zacken hat, und auch seiner Vorliebe für angewärmtes Bier. Letzteres, sagt Meister, würde er selbst zwar nicht trinken. Dass das einige seiner Nachbarn tun, hat sich ihm aber so eingeprägt, dass Knut es nun eben auch macht. Dass dieser Knut in seiner ganzen Hilflosigkeit sich liebend gerne mit der ehemaligen FBI-Ermittlerin Helen zusammentut, die in Valandsiel mehr oder weniger gestrandet ist, und sich aus dem Arbeitsverhältnis langsam – sehr langsam – auch eine Liebesbeziehung zu entwickeln scheint, ist eine weitere Zutat des Thrillers, die das Lesen zum kurzweiligen Vergnügen macht. Erste Termine für Lesungen aus „Die Sandwitwe” stehen bereits fest und auf der Website des Autors www.derekmeister.com. In Nienburg wird er am 26. Mai, 19.30 Uhr, in der Buchhandlung Leseberg zu hören sein. Und als Empfehlung: am Strand lesen zwischen Sandburgen und Kleckertürmen, um die grausigen Details umso mehr nachempfinden zu können. Foto: jan