Rund 1,2 Millionen Euro sind die Sanierung des Bauernhauses „Im Dorfe 6“ in Seggebruch geflossen, etwa zur Hälfte Fördermitteln. Jetzt ist das Projekt abgeschlossen und vom Schaumburg-Lippischen Heimatverein ausgezeichnet worden – was dort alles unter der Regie der Gemeinde Seggebruch passiert ist, sieht man jetzt schon von Weitem. Dass dort nun ein Dank zahlreicher engagierter ehrenamtlicher Helfer und spezialisierter Firmen das alte Bauernhaus im neuen Glanz erstrahlt, war lange Zeit dabei gar nicht klar. Denn im Jahr 2019 hatte man noch mit dem Abriss des Anwesens geplant.
Jetzt ist es ein toller Hingucker mit Storchennest, Eulenbox und einem echten Highlight, dem 1,70 Meter tiefen Holzbackofen geworden, der neues mit althergebrachtem im Haus und am Hof vereint. Doch der Reihe nach. Der Bewertungsausschuss des Schaumburg-Lippische Heimatvereins zeichnet Eigentümer von Gebäuden aus, die sich um die Erhaltung schaumburg-lippischen Kulturgutes verdient gemacht haben, so auch nun in Seggebruch.
Bewertet werden neben dem Gesamteindruck die Erhaltung der historischen Bausubstanz, die Wahrung typischer schaumburg-lippische Stilelemente, handwerkliche Qualität und bauliche Veränderung infolge einer Umnutzung in denkmalwürdiger Form. Wie das alles umgesetzt wurde, sollte man sich am besten selbst vor Ort anschauen.
Um das Bauernhaus wieder auf Vordermann zu bringen, wurden über 900 Stunden Eigenleistung erbracht – gut 700 Stunden davon allein bei der Entkernung des Gebäudes. Dafür wurden etwa 70 Zentimeter Lehmboden im ganzen Gebäude abgetragen, um den Boden später energetisch aufbauen zu können. Die Dorfgemeinschaft Echtorf und insbesondere die Dorfjugend sowie die Mitglieder des Gemeinderates haben dabei den größten Anteil gestemmt. Nach den Planungen durch das Ingenieurbüro Wehmeyer lief dann der Aufbau schneller als gedacht. Die umfangreiche Sanierungsmaßnahme begann im Juni 2022 und konnte im August 2023 weitestgehend fertiggestellt werden.
Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde 1874 errichtet. Es ist ein Fachwerkgebäude in typischer Vierständerbauweise mit einem später angefügten Stallanbau. Dieser besitzt massiv gemauerte Außenwände sowie eine preußische Kappendecke. Das sichtbare Fachwerk des Haupthauses ist aus Eichenholz. Die Außengefache sind aus Ziegelmauerwerk erstellt und an der West- und Südseite nachträglich verputzt gewesen – nun wieder freigelegt. Am Ostgiebel besteht die Außenwand aus massivem Ziegelmauerwerk. Die Giebeldreiecke sind mit je einem Steckwalm ausgebildet. Das Dach des Haupthauses besteht aus einer Kehlbalkendachkonstruktion mit Aufschieblingen. Die Dacheindeckung war stark abgängig und musste ersetzt werden.
Im Inneren des Gebäudes ist die ursprüngliche Struktur nahezu unverändert. Beim Umbau wurde im Kammerfach zur Gewinnung eines größeren Raumes eine Innenwand durch einen tragenden Stahlunterzug ersetzt. Der Raum wird auch als Trauzimmer genutzt. Die alte Diele des Gebäudes verblieb als unbeheizter Verteilerraum. In den südlichen Seitenräumen sind Hausanschlussraum, ein WC und ein Behinderten-WC sowie das Büro für das Umweltbildungszentrum „Wilde Karde“ untergebracht. Nordöstlich der Diele sind eine Küche und ein Vorbereitungsraum fürs Backen vorhanden. Im Kern des Gebäudes befindet sich dann der eigentliche Backraum mit einem gemauerten Ofen für regelmäßige Backevents. Der Schornstein musste für diesen Zweck erneuert werden.
Der neue Holzbackofen
Mit einer Backtiefe von 170 Zentimetern ist der Ofen übrigens rein äußerlich ein klassischer Ofen, wie er früher in vielen Ortschaften zu finden war. Erbaut wurde er von dem Ofenbauer Hermann Huft aus der Eifel, genauer gesagt aus dem Ort Bell in der östlichen Vulkaneifel, der seit Jahrhunderten als traditionelles Backofenbauerdorf gilt. Huft ist in der siebten Generation in dem Familienunternehmen tätig.
Der Holzbackofen wurde bereits gut angenommen, es gibt bei der Dorfgemeinschaft Echtorf schon eine eigene Backgruppe, die gegründet wurde, um Termine für die Befeuerung zu organisieren. Das Umweltbildungszentrum Wilde Karde legt einen echten Bauerngarten an und wird so weitere Einflüsse aus der Umgebung zeigen. Im Außengelände gibt es eine Remise mit Unterstand, einen Grillplatz, eine Boulebahn, eine Feuerstelle und eine reservierte Fläche für Festzelte.
So kann das Bauernhaus jetzt genutzt werden:
Die Kosten: Vereine/Organisationen mit Sitz in Seggebruch oder Bezug zu Seggebruch nutzen kostenlos. Privatveranstaltungen für Einwohner der Gemeinde Seggebruch 200 Euro. Trauungen für Einwohner der Samtgemeinde Nienstädt 150 Euro. Ehrenamtlich Tätige mit Hauptwohnsitz in Seggebruch zahlen den halben Preis. Einen Dauermieter hat die Gemeinde zudem mit dem Verein „Umweltbildungszentrum Wilde Karde Seggebruch e.V.“. gefunden (umweltbildungszentrum-wilde-karde.de).