In aller Munde auf Tour – heute im Kastanienhof in Bad Münder*
Hotel und Restaurants haben es hinlänglich schwer in Deutschland, aus irgendeinem Grund gehen die Menschen nicht gern zum Essen dorthin. Nicht so im Kastanienhof in Bad Münder, der einerseits ein Vier-Sterne-Hotel und andererseits einen Restaurantbetrieb beherbergt, außerdem wollen auch Veranstaltungsräume, Nebenräume, eine Terrasse und auch eine Kegelbahn bewirtschaftet werden.
Wie auf der Homepage zu lesen, begrüßt die Familie Meier seit knapp 60 Jahren ihre Gäste, was auf mindestens eine zweite Betreiber-Generation schließen lässt. Und das machen sie sehr professionell, auch unter Hochdruck, wie wir feststellen durften.
Denn wir haben an einem herbstlichen Samstagabend reserviert und wurden gebeten, möglichst früh zu kommen, weil viel los sei am Abend. Also kamen wir um 18.30 Uhr, das Restaurant war gut besucht, der kleine Raum mit Theke im Eingangsbereich auch und im hinteren Bereich waren mehrere Gruppen auf die Räume und Flächen verteilt. Trotzdem herrschte gute Stimmung in dem gepflegten und romantisch eingerichteten Restaurant, das mit einer sehr umfangreichen Speisekarte, die überwiegend der deutschen Küche gewidmet ist, und einer passenden Weinauswahl seine Gäste verwöhnt.
Wir haben mit einer kräftigen Bouillon begonnen, schön kräftig, mit passender Einlage für 8,50 Euro. Außerdem einen Mavocado-Salat, in dem das drin ist, was die Wortschöpfung vermuten lässt, Mango und Avocado mit sehr gut passenden roten Zwiebeln und Kirschtomaten für 12,50 Euro. Bei dieser Kreation waren leider die beiden Hauptdarsteller hart und unreif. Abgeschmeckt und angerichtet war es gut.
Die beiden Hauptgänge haben überzeugt, sowohl die Grillpfanne nach Art des Hauses wie auch der Hirschkeulenbraten für 26,50 Euro, der sehr zart mit Mandelkroketten, Pilzsoße mit reichlich gemischten Pilzen und angebratenem Brokkoli nebst klassischer Preiselbeer-Birne serviert wurde.
Das Gericht vom Grill, geführt unter der Kategorie „über 50  Jahre Tradition Kastanienhof“, bestand aus Filet und Rücken vom Schwein, einem Putensteak, Bohnenbündchen sowie Bratkartoffeln und wurde in einer Pfanne serviert, die für 29,90 Euro auf einem Teelicht-Rechaud platziert wurde. Dazu kam noch ein gemischter Salat auf separatem Teller.
Bei so viel Betrieb ist es fast nicht möglich, die Bratkartoffeln knusprig hinzubekommen, auch bei unserem Besuch nicht, aber es überwiegt der Respekt vor der Küchenleistung, denn beim Rundumblick konnten wir feststellen, dass an allen Tischen individuell bestellt wurde. Ein festgelegtes Menü für 30 Personen geht natürlich einfacher.
Hinzu kommt, dass an sieben Tagen mittags und an sechs Tagen abends gekocht wird, die Ausnahme ist nur der Sonntagabend, und wegen des Hotelbetriebs gibt es natürlich täglich Frühstück, was für den Frühdienst gerne fünf Uhr Schichtbeginn bedeutet. Einmal mehr wird klar, wie umfassend und anspruchsvoll die Leitung so eines Betriebs ist.
Man muss nicht nur Arbeits- und Steuerrecht beherrschen, sondern bis zur Bilanz das Hotel und Restaurant abrechnen, Lebensmittel, Küchentechnik und Mobiliar einkaufen, Kassensoftware beherrschen, Preise kalkulieren, Personal besorgen und koordinieren, eine Küche, ein Restaurant und das Hotel organisieren, von fünf Uhr früh bis oft nach Mitternacht, bei chronischem Personalmangel, überbordender Bürokratie und großem Kostendruck, vor allem bei Energie und Lebensmitteln.
Weil wir so früh waren, haben wir uns noch ein Dessert gegönnt und waren damit genauso einverstanden wie schon mit dem ganzen Abend.
Ein Affogato mit einer leckeren Kugel Vanilleeis und einem Espresso für 5,90 Euro und eine sehr gut gemachte Crème brûlée, für allerdings stolze 11,50  Euro, die erst kurz vor dem Servieren gezuckert und abgeflämmt wurde, dazu ein wenig Obst, unter anderem frisch geschnittene Apfelscheiben, das hatten wir schon schlechter.
Die Preise für Wasser, 0,7 l für 7,70 Euro, und die Flasche Grauburgunder vom Kaiserstuhl für 27 Euro entsprechen dem Niveau des Hauses ebenso wie das Köpi 0,3 für 3,80 Euro und der Hausmarkensekt 0,1 für vier Euro.
Wir waren sehr zufrieden, die anderen Gäste waren es auch, soweit wir es beobachten konnten, und wir denken, dieses Haus ist eine sichere Bank für einen stilvollen Abend in schönem Ambiente mit überwiegend deutscher und guter Küche.
Kastanienhof 
Restaurant und Hotel
Am Stadtbahnhof 11
31848 Bad Münder 
am Deister
Tel. 05042 3063
www.hotel-kastanienhof.de
info@hotel-kastanienhof.de
Küchenzeiten 
Montags bis Samstags 11:30 bis 13:45 Uhr und
17:30 bis 20:30 Uhr
Sonntags 11:30 Uhr bis 13:45 Uhr