Auf die Spuren der Rezeptionsgeschichte der beiden bösen Buben macht sich die „Ausstellung in sieben Streichen”. Basierend auf den dem Geburtshaus übereigneten Sammlungen des Beckedorfers Jobst-Hinrich Wöbbeking und des emeritierten Kölner Professors Manfred Görlach haben Museumsleiterin Gudrun-Sophie Frommhage und ihre Helfer eine Ausstellung realisiert.
Zentraler Punkt ist eine Säule mit einer Weltkarte, an der man das Vorwort „Ach, was muß man oft von bösen / Kindern hören oder lesen!! . . . „ in zwanzig anderen Sprachen vom Wiedensahler Platt über Shetländisch bis Japanisch hören.
Im gewollt starken Kontrast zu den Missetaten, mit denen „Max und Moritz” weltberühmt wurden, stehen die Originalbilder aus verschiedenen Schaffenszeiten und in unterschiedlichen Techniken. Sie machen bekannt mit dem anderen Wilhelm Busch, der hier mit Akribie umgesetzt hat, was er genau beobachtet hatte. Bei drei der Bleistiftzeichnungen aus den 1850er Jahren gibt es dabei so etwas wie eine Heimkehr. Die Experten gehen davon aus, dass neben der bereits gezeigten Schwester „Anna Busch mit Kopftuch” aus der Sammlung Rother auch der „Knabe mit Strohhut” und der „Sitzende Hüteknabe in winterlicher Kleidung” in Wiedensahl entstanden sind.
Zum Abschluss des Busch-Geburtstages macht auf ihrem Weg mit Auftritten von Spiekeroog über Landshut nach Tschechien mit der Schauspielerin Barbara Kratz ein „Wirbelwind” im Geburtshaus Station um 20 Uhr. In einer Produktion des Freien Werkstatt-Theaters Köln bringt sie „Die Fromme Helene” als „sündiges Frauenleben” auf die Bühne.
Diese wohl nach „Max und Moritz” bekannteste Bildergeschichte Buschs gibt dabei den Rahmen vor, in dem die Aktrice in einem Feuerwerk der Verwandlung alle Rollen besetzt und auch noch als Erzähler „Theo Eufel” die ganze Sache in Moritatenmanier von außen beleuchtet. Immer wieder wird deutlich, dass diese Verse aus der Feder des Weisen von Wiedensahl weit mehr zu bieten haben als krittelnde Selbstgerechtigkeit im Elfenbeinturm.
Die Künstlerin begleitet sich bei der Kommentierung des Sujets durch erfolgreiche deutsche Schlager wie „Es geht eine Träne auf Reisen” oder „Abschied ist ein scharfes Schwert” selbst auf der Concertina. Dank dieser Gesangseinlagen kommen beim Publikum Anspielungen an, wie die Helene zweifelhaften Vorbildcharakter hat für eher als verrucht geltende Selbstdarstellerinnen wie Zarah Leander, Marika Rökk, Marilyn Monroe oder Britney Spears. www.wilhelm-busch-geburthaus.de . Foto: privat