Die begründete Professor Dr. Georg Schwedt dann auch umfassend damit, dass anders als Max und Moritz bei ihrer Attacke auf Lehrer Lämpel, hier das explosive Gemisch nicht gestopft und damit verdichtet worden sei. Denn: „Bei aller Experimentierfreude, die eigene Sicherheit und die der anderen geht immer vor.”
Dass man die Bildergeschichten Wilhelm Buschs nicht nur literarisch, philosophisch oder unter gestalterischen Aspekten betrachten kann, machte jetzt im Wiedensahler Geburtshaus des Malers und Zeichner, Dichters und Denkers der emeritierte Chemie-Professor Schwedt deutlich. Vor mehr als 50 Zuschauern – darunter ein Drittel Schüler – veranschaulichte der ehemalige Dozent der TU Clausthal, wie sehr sich ganz banale chemische Vorgänge über unser Alltagsleben hinaus auch in Buschs Werk entdecken lassen. Und Schwedt wusste zu berichten, dass er sich sicher sei, dass der „Hausherr” diese Zusammenhänge sehr wohl gekannt habe. Schließlich stehe in einem Zeugnis aus seiner Zeit als Maschinenbau-Student in Hannover auch eine Note im Fach Chemie. Bei den meisten seiner Versuche machte der Erfolgsautor zahlreicher Experimentier-, Sach- und Lehrbücher anhand von diversen Säuren und anderen Flüssigkeiten aus der „Giftküche” deutlich, wie man schon im Mittelalter schnell und zuverlässig mit billiger Kreide gestrecktes Mehl von reiner Ware unterscheiden konnte, oder wie aus einem Rotkohl mittels Soda-Zugabe ein Grünkohl werden kann. Zu den Versuchen, die für das Publikum über Kamera und Beamer vergrößert auf eine Leinwand übertragen wurden, gehörte auch der chemische Vorgang, der eingeleitet werden muss, wenn die von Hans Huckebein mit Heidelbeerkompotte befleckte Wäsche wieder weiß werden soll. Hinweisend aus die besondere Beziehung Buschs zu Bienen und Hochprozentigem, gab es dazu Experimente mit Honig, Magenbitter und Rotwein verbunden mit dem Hinweis, dass die darin enthaltenen Antioxidanten „in Maßen genossen” durchaus positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden hätten.
Bevor dann – bei ausgeschalteten Rauchmeldern – das Schwarzpulver abgefackelt wurde, gab es auch noch Hinweise, wie Busch seine Tinte aus Galläpfeln selbst produziert haben könnte. Angeblich wird solche Flüssigkeit auch heute noch bei der Unterzeichnung von Staatsverträgen verwendet. Weitere Einblicke, in der die Chemie in den Bildergeschichten Wilhelm Buschs wirkt, macht die Ausstellung „Ruff! - damit in Ofenloch”, die von Schwedt mit konzipiert worden ist, noch bis zum 29. April im Obergeschoss des Busch-Geburtshauses deutlich. Und noch mehr Anleitungen zu eigenen Experimenten und Einblicken in Buschs Nutzung chemischer Prozesse für seine Figuren und Geschichten gibt es im gleichnamigen Buch zur Ausstellung aus der Feder Schwedts, der diesen Ausflug zu den Wurzeln des Multikünstlers sichtlich genossen hat, denn „ich mache jetzt nur noch das, was mir Spaß macht”.
Fotos: privat