„Es macht Riesenspaß, einfach spitzenmäßig”, schwärmte Erntebauer Wilfried Ahnefeld, der gemeinsam mit seiner Frau Carla bereits 1998 die Erntekrone trug. Die Aufgabe des Erntebauern gefällt ihm derart gut, dass der 63-Jährige bereits heute Großes plant: „Ich möchte auch noch ein drittes Mal Erntebauer werden – mit 95 Jahren.” Statt eines Erntewagens soll es dann ein geschmückter Rollator sein, scherzte er.
Mit den Ahnefelds stehen der Niedernwöhrener Gemeinde in diesem Jahr „echte” Erntebauern vor. „Wir haben noch einen richtigen Erntebauernhof, wie man ihn von früher kennt – mit zwei Pferden, Ochsen, Kühen, Schweinen und Hühnern.” Das Ehepaar betreibe die Landwirtschaft zwar nur nebenberuflich, dafür aber mit Leidenschaft zur Tradition. Gerade die heutige Generation kenne oftmals nicht mehr das Werkzeug und die Geräte der früheren landwirtschaftlichen Arbeit. Also gab es beim Abholen der Erntebauern kurzerhand eine Vorstellung alter Gerätschaften wie etwa einer Dezimalwaage.
Während die Jüngeren darüber nicht schlecht gestaunt hätten, so Wilfried Ahnefeld, seien für die Älteren rund 150 Liter Bier in gerade einmal 60 Minuten geflossen. Um dem Seemannsverein Niedernwöhren, der im kommenden Jahr sein 111-jähriges Jubiläum feiert und in dem die Ahnefelds selbst Mitglied sind, unter die Arme zu greifen, hätten sie Spendendosen aufgestellt. Zudem sei in einem kleinen Schiffchen ein Obolus für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gesammelt worden.
Best of 80’s, Montag Abend Club, Schwimmflossen 40+ Jahre, Mee(h)rwöhren – die Kolonne der 23 Erntewagen bestach durch Vielseitigkeit und Kreativität. Das Highlight, zumindest aus einem geschichtlichen Blickwinkel betrachtet, war sicherlich der Erntewagen „Mee(h)rwöhren”. Jenes ist ein Zusammenschluss von Leuten, die an der Grenze der Ortschaften Meerbeck und Niedernwöhren wohnen und sich eine Straße teilen. „Wir sind eine Gemeinschaft, die zusammen gehört. ‚Niedernbeck‘ hört sich doof an, also ist unsere Nachbarschaft zu der Gemeinde ‚Mee(h)rwöhren‘ zusammengewachsen”, erklärte Edeltraut Buhlmahn, die seit 14 Jahren in Mee(h)rwöhren wohnt.
Begleitet wurde der Festumzug von der Schaumburger Trachtenkapelle und diversen Tanzdarbietungen. Auch Niedernwöhrens Bürgermeister Thomas Bachmann zeigte sich mehr als zufrieden: „Wir hatten schon befürchtet, dass das Erntefest wie in anderen Gemeinden auch hier einbricht. Es läuft aber gigantisch.”
Der Anmeldungsboom der Erntewagen sei erst in den letzten zwei Wochen gekommen, seitdem sei aber klar gewesen: „Das wird was.” Und im September 2044, wenn Wilfried Ahnefeld mit stolzen 95 Jahren ein drittes Mal Erntebauer geworden ist, schwärmt auch er hoffentlich wieder: „Einfach spitzenmäßig.” Foto: jl