KREIS SCHAUMBURG (al). Er liefert Holz und wertvolle Steine, ist reich an Fauna und Flora und gilt als beliebtes Gebiet für Spaziergänger, ausdauernde Wanderer und Leistungssportler. Und doch steckt der Bückeberg, jene langgestreckte Erhebung zwischen Krainhagen und Beckedorf voller Geheimnisse und Rätsel. Etliche davon werden bald gelüftet, weil ein Kenner derzeit letzte Hand an ein umfangreiches Buch legt. Der heute in Apelern wohnende Stephan Walter ist selbst „auf dem Berg” groß geworden. Schon immer war Walter ein wandelndes Lexikon, wenn es um den Bückeberg geht. Er kennt Daten und historische Zusammenhänge, weiß von Schicksalen der Menschen, die hier arbeiteten und zum Teil sogar wohnten. Der promovierte Historiker ist Nachfahre jener legendären Gastwirtsfamilie, die über Generationen den Betrieb in direkter Nachbarschaft von Steinbruch und später jbf-Centrum führte. Schon der Vater sammelte alles über Familie und Berg. Sohn Walter tat es ihm nach, sodass die Grundlage für ein umfangreiches Werk vorliegen konnte. Flankierende Hilfe kam von zahlreichen Zeitzeugen: Am Ende des Bandes steht eine lange Liste von Unterstützern und Informanten. Ein Name fand dabei besondere Würdigung: Der zu früh verstorbene Obernkirchener Rolf-Bernd de Groot hatte ebenfalls die Idee, alles Wissenswerte über den Berg in Buchform zu bringen. Walter verbrachte gut zwei Jahre Urlaube im Landesarchiv und im Obernkirchener Museum sowie unzählige Abende und Wochenenden an seinem Schreibtisch: „Statt nach Norderney bin ich eben ins Archiv nach Bückeburg gefahren.” Als rund 700 Manuskriptseiten fertig waren, begann die Suche nach Sponsoren und Verleger. Beim Umfang hatte sich der Autor sogar noch zurückhalten müssen. Sonst wäre das Buch wohl bald doppelt so dick geworden. Noch in diesem Herbst soll das Werk nun erscheinen, nachdem sich die Schaumburger Landschaft als Unterstützerin bereit erklärt hatte. Geschäftsführerin Lu Seegers ist überzeugt, dass das Buch eine ganz wichtige Lücke in der regionalen Literatur schließt. Während über den Deister und zum Teil auch über den Süntel allerlei Gedrucktes vorliegt, fehlte Vergleichbares bislang über den Bückeberg. Dabei geht es nicht allein nur um Waldwirtschaft und Gastwirtschaft, um das Los von Bergleuten und Steinbrucharbeitern, um markante Orte und wichtige Wege. Walter lässt die Menschen zu Wort kommen, schildert Kurioses und Beklemmendes und deckt eine Menge bislang Unbekanntes auf. Selbst Kriege und die militärische Bedeutung des Bergzuges werden nicht ausgespart. Auch wenn das Buch bald in den Druck geht, der 60-Jährige sammelt weiter. Sein Haus in Apelern ist voll mit Erinnerungsstücken vom alten Schrank der Eltern bis hin zu Bildern und Porträts. Aber als seinen wohl größten Schatz sieht er das alte Werbeschild an, das einst nahe der „Süßen Mutter” auf das Berggasthaus Walter hingewiesen hatte. Er entdeckte das betagte Stück bei einem Antiquitätenhändler, ließ es restaurieren und brachte es hoch über seiner Terrasse an. Auch der Blickkontakt zum geliebten Bergzug ist täglich gegeben. Nur die familiäre Gastwirtstradition will er denn doch nicht wieder aufleben lassen. Foto: al