Tonne lobte die positive Entwicklung hinsichtlich der Krippenplätze in der Samtgemeinde, kritisierte jedoch die derzeitigen Betreuungsbedingungen: „Den Kräften wird zuviel zugemutet”! Er fordert, dass der derzeitige Betreuungsschlüssel von zwei Erziehern für fünfzehn Kinder auf einen Erzieher für fünf Kinder gesenkt werden müsse.
Das sei notwendig, um den persönlichen Bedürfnissen, vor allem der Kleinstkinder, gerecht zu werden. Auch die Kenntnisse des Personals müssten über Fortbildungen dieser Entwicklung künftig stärker angepasst werden, um den Anspruch einer frühkindlichen Förderung zu erfüllen. Zudem solle die Zahl der Verfügungsstunden, der Zeitabschnitt, der für Vorbereitungen und Elternarbeit genutzt werden soll, auf Zehn erhöht werden. „Der gesetzte Zeitrahmen reicht im Moment einfach nicht aus”, sagte die Leiterin der Einrichtung Monika Aug. Tonne verwies auf den Bildungsauftrag der Kindergärten. Nicht Quantität müsse im Vordergrund stehen, sondern eine Qualität der Betreuung müsse gewährleistet sein. Die Umsetzung sei Landesaufgabe.
Der Bundestagsabgeordnete Edathy kritisierte das Finanzierungsverhalten der Landesregierung und forderte, dass sie für die Gesellschaftsaufgabe der frühkindlichen Förderung mehr eintrete. „Diese Unterfinanzierung kann nicht sein.” 214 Millionen Euro werden dem Land Niedersachsen für den Aufbau neuer Krippenplätze zur Verfügung gestellt, aus dem Landeshaushalt kämen aber nur fünf Prozent Anteil dazu, ungefähr 12 Millionen Euro.
Edathy sieht darin einen deutlichen Wettbewerbsnachteil für weniger finanzstarke Kommunen, die vor nicht finanzierbaren Kosten stünden oder „darauf hängen blieben”. Anke stellte bis 2013 trotz einer Rückentwicklung der Kinderzahl einen Bedarf von 45 Krippenplätzen fest. Das entspräche drei reinen Krippengruppen á 15 Kindern. Nach Nordsehl werden auch in den Ortsteilen Meerbeck und Niedernwöhren weitere Krippenplätze geschaffen.
Anlass des Besuches war die Schaffung neuer Krippenplätze in der Bundesrepublik seit 2003. Ab 2013 soll ein gesetzlich verankerter Betreuungsanspruch für Kinder ab 13 Monaten bestehen. Bis dahin wird die Anzahl der Krippenplätze in Deutschland auf 750.000 verdreifacht. Der Bund stellt für den Ausbau der Kinderbetreuung gut 4 Milliarden Euro zur Verfügung, was aber nur ein Drittel der Gesamtkosten abdeckt. Weitere acht Milliarden Euro sollen von den Ländern und Kommunen getragen werden. Schaumburg erhält dafür bis 2013 4,3 Millionen Euro, die im Bereich Krippenplätze und Kindertagespflege aufgeteilt werden. Ziel ist es für 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren Krippenplätze zu schaffen um dem stetig steigenden Bedarf gerecht zu werden. Für die weitere Unterhaltung der Sach- und Personalkosten zahlt der Bund ab 2014 770 Millionen Euro pro Jahr. „Diese Betriebskostenzuschüsse sind eine echte Hilfe”, so Samtgemeindebürgermeister Fritz Anke.
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