Das Leben geht weiter, auch ohne Amt. Da sind sich der scheidende Samtgemeindebürgermeister Fritz Anke (65) und der ehemalige Ordnungsamtsleiter und Standesbeamte Klaus-Dieter Wilkening (60) sicher. Ihre Gesichter sind aus der Führungsriege der Samtgemeinde Niedernwöhren für viele nicht wegzudenken, nichtsdestotrotz treten sie ihren „Unruhestand” an.
Einerseits freut Anke sich zwar auf „Zeit ohne Ende”, doch die ist zwischen Enkelkindern und Eisenbahn spielen, Reisen, Theaterbesuchen, Kochen und „endlich mal wieder Sport” bereits gut gefüllt mit neuen ehrenamtlichen Tätigkeiten wie dem Vorsitz im Förderverein Lauenhäger Bauernhaus und der Arbeit als zweiter Vorsitzender der Schaumburger Landschaft. Wilkening sieht sich im Schuhverkauf, als „Hausmeister” und, allem voran, leidenschaftlicher Opa. Nachdem Sitzungen und Termine ihren Alltag bestimmt hatten, sei es für beide an der Zeit, wieder mehr für sich zu tun. „Wir haben noch vieles vor”, so Wilkening, „und dass wir nicht einfach rumsitzen und fernsehen ist irgendwie klar”.
Mit großer Überzeugung haben beide jahrzehntelang viel in den „Job” investiert. Kommen sie ins Erzählen, wird schnell klar: Was sie tun, tun sie mit Herz und Leidenschaft. „Der Mensch stand für uns immer im Mittelpunkt, und die Menschlichkeit.” Über die Jahrzehnte haben sich Anke und Wilkening so Freunde gemacht und unzählige Kontakte geknüpft. „Er ist der Mann, der 98,5 Prozent der Bürger kennt”, scherzt Anke und erinnert an einen „Spaziergang” über den Martinimarkt, als er mit Wilkening vom einen zum anderen Ende satte zweieinhalb Stunden gebraucht hatte. Kaum verwunderlich, da er für seine Arbeit im Förderkreis Wilhelm-Busch in seiner Funktion als Standesbeamter sehr geschätzt wurde. Als dienstältester aktiver seiner Zunft im Landkreis hat er es in 34 Jahren auf 1000 Trauungen gebracht und trotzdem jeder einzelnen mit sorgfältig ausgearbeiteten Traureden ein ganz eigenes und persönliches Gesicht gegeben. Höhepunkt seiner Amtszeit war für Wilkening in jedem Fall die Zusammenarbeit mit dem NDR am Schnapszahldatum 9.9.99. Der Sender hatte damals die erste Trauung Niedersachsens filmen wollen und Niedernwöhren hatte zugesagt. Dank guter Kontakte lief am späten Abend „ein ganzer Bahnhof” samt Trachtenpaaren und Hochzeitskutsche auf, acht Sekunden nach Mitternacht war die erste Braut bereits unter der Haube. Gute Verbindungen zum Pastor der Mitgliedsgemeinde Meerbeck waren es dann auch, die filmreif ein nachträgliches Mitternachtsläuten durch Zurückstellen der Kirchturmuhr möglich machten, weil das Kamerateam diese Einstellung aufnehmen wollte. Es ging selten nur nach „Schema F”, auch wenn es galt, kurzfristig einen Ausweis auszustellen, der für eine Reise gebraucht wurde. „Das Flugzeug landete schon bald”, so Wilkening, „und wir haben Überstunden gemacht”. Für den Bürger da zu sein lautete die Maxime. Probleme oder Streitigkeiten wurden erst einmal „auf gutem Wege” zu lösen versucht. „Unsere Berufs-, Lebens- und Verwaltungserfahrung hat dabei geholfen, das war unser Pluspunkt”, so Anke, der in 48 Jahren im Dienst der Öffentlichkeit einiges erlebt und viel auf den Weg gebracht hat. Die Strukturen der Samtgemeinde hatte Anke von Anfang an maßgeblich mitgeprägt und wichtige Grundsteine gelegt. „Wir blicken auf eine schöne Zeit zurück”, so Anke und Wilkening einmütig. Das „lachende” und das „weinende” Auge ist mit dabei, wenn von ihrer „kleinen Familie” in der Samtgemeinde Niedernwöhren die Rede ist. Von deren Mitgliedern sprechen sie nur in den höchsten Tönen. Auch mit dem Rat und anderen politischen Vertretern habe es nie Probleme gegeben. „Wir sind uns immer vernünftig und auf Augenhöhe begegnet”, so Anke. Für den Abschied aus dem offizielle Teil ihres Lebens hatten sich die Weggefährten das Schnapszahldatum 12.12.12 ausgesucht und von langer Hand geplant. Wilkening befindet sich bereits in der Ruhephase der Altersteilzeit, Ankes Amt endet offiziell am 31. Dezember dieses Jahres.
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