Rund 60 Menschen ließen sich diese Chance am vergangenen Sonntag nicht entgehen. Auf Einladung des Wilhelm Busch Geburtshauses erlebten sie unter dem Titel „Rosens Geburtstag” einen literarischen Spaziergang durch den Garten von Familie Schnabel.
„Wir sind uns ganz sicher: Wilhelm Busch hätte diesen Garten wunderschön gefunden”: Zwischen Rosen, Stauden und Wildgehölzen, Brennnesseln und Disteln, zwischen Apfelbäumen und Ebereschen legte Suchland Buschs vorbehaltlose Liebe zur Natur offen. Den rund einstündigen Spaziergang begleitete der Bückeburger Rezitator aber nicht nur mit philosophischen Gedichten und poetischen Naturbeobachtungen, sondern auch mit satirischen wie metaphorischen Geschichten des Wiedensahler Dichters und Denkers zum Thema Garten und Natur. So habe Busch einst eine ganz besondere Rose entdeckt – die von Onkel Kasper, die sich allerdings als dessen rote Nase entpuppte. Dornen, so rezitierte Suchland schmunzelnd, habe diese Rose nicht, „nur so ein Büschel Haare, welches keinen Menschen sticht”.
Als weltoffener Kosmopolit sei Busch durch die Welt gereist, erzählte der Rezitator. Gleichzeitig sei er aber auch ein heimatbehafteter Gartenfan gewesen – intim bekannt mit jeder Gurke und Rose, wie Suchland aus einem Brief 1896 von Busch an seine langjährige Freundin Johanna Keßler vorlas. Aus den Texten war vor allem eines heraus zu hören: Busch hat die Gartenliebe bereits in die Wiege gelegt bekommen und in einer Idylle gelebt, wie sie heute nur noch ganz selten zu finden ist. In Wiedensahl zum Beispiel, da gibt es sie noch nach wie vor.
Dank der Naturleidenschaft von Ulrike Schnabel: „Wilhelm Busch hat Freude an der Natur gehabt und sie zu schätzen gewusst – Da sehe ich mich in ihm wieder.” In den 80er-Jahren war sie nach Wiedensahl gekommen und fand zunächst alles andere als einen paradiesischen Garten vor. Das 6.000 Quadratmeter große Grundstück sei eine „Löwenzahnwüste mit einem bunten Mix aus Schafswiese und alten Bäumen” gewesen.
Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Entstanden ist ein naturnaher Garten, der die Mühen mit summenden Bienen, zwitschernden Vögeln und betörenden Düften belohnt.

Foto: jl