Doch von Anfang an: Nach der Begrüßung von Alterspräsident Dieter Everding und den Glückwünschen an den neu gewählten Bürgermeister Axel Wohlgemuth „ein glückliches Händchen zum Wohle der Stadt und mögen Sie stets so entscheiden, dass wir zufrieden sind” sowie den Wunsch, die Harmonie der vergangenen Jahre weiterzuführen, wurden die ausscheidenden Ortsratsmitglieder verabschiedet. Matthias Knickrehm (SPD) scheidet nach einer Wahlperiode aus dem Ortsrat aus: „Du hast immer geguckt, wie sieht‘s auf unseren Straßen aus. Hoffentlich hast du auch weiterhin für uns ein waches Auge”, so Horst Schwarze zu Knickrehm. Wilhelm Klusmeier (Grüne) bleibt dem Ortsrat als beratenden Mitglied erhalten, seinen Sitz wird nun Virginia Lauterbach (Grüne) einnehmen. „Die erste Frau im Ortsrat seit 15 Jahren!”. Ebenfalls neu mit dabei sind Kai Davidovic (CDU) und Thomas Rippke (SPD). Luhmann wird gewählt Mit dem Ausscheiden Horst Schwarzes stand die Wahl eines neuen Ortsbürgermeisters auf der Agenda. „Drei Ortsbürgermeister hatte Evesen erst seit Kriegsende, spricht dafür, dass es ein schönes Amt ist”, so Everding. Rippke schlug Reinhard Luhmann (SPD) vor, Steffen Schmöe schlug Cord Siekmeier (CDU) vor und beantragte auch gleich die geheime Wahl. „Er hat die meisten Stimmen bekommen in der Wahl, eigentlich ist es ja Tradition, dass derjenige auch Ortsbürgermeister wird”, stellte Schmöe in den Raum. Erneuter Einsatz für die versilberte Wahlurne der Stadt. Nach der Auszählung durch Wohlgemuth und Schwarze stand fest: Luhmann hat die Wahl mit fünf zu drei Stimmen gewonnen. CDU beansprucht Amt für sich Anschließend stellte er den Antrag, dass die beiden Stellvertreter des Ortsbürgermeisters künftig gleichgestellt würden. „Es ist mir wichtig, dass wir die nächsten Jahre miteinander arbeiten”. In der Abstimmung votierte die CDU geschlossen dagegen, Cord Siekmeier begründete dies auch und entfachte damit den Tumult des Abends: „Meiner Meinung nach haben mir die Wähler einen anderen Auftrag gegeben. Ich habe das Amt für mich beansprucht. Viele meiner Wähler, die heute hier sind, verstehen die Welt nicht mehr. So begeistert man keine jungen Menschen für Politik”. Das Demokratieverständnis seiner Wähler sei zerstört. Siekmeier habe viel für Evesen getan, „daher werden wir von der CDU auch weiterhin eigene Termine machen und hier heute keinen Vorschlag unterbreiten”. Luhmann wollte sich dazu öffentlich nicht weiter äußern, weil es gegen das sprechen würde, was er in seiner Antrittsrede proklamiert hätte: Dass alle zusammen arbeiten sollen. Demokratieverständnis geraderücken Jörn Malsch (SPD) hingegen wollte das nicht so stehen lassen: „Vielleicht sollte Bernd Meier nochmal erläutern, wie nach der Niedersächsischen Gemeindeordnung ein Ortsbürgermeister festgelegt wird, damit das Demokratieverständnis wiederhergestellt wird”. Das tat Meier, Fachgebietsleitung Zentrale Dienste, dann auch: „Gewählt wird die Person, die vom Ortsratsgremium die meisten Stimmen erhält, derjenige, der die Mehrheit des Ortsrates hinter sich hat”. Nun äußerte sich auch Luhmann: „Das ist reine Mathematik: Wenn die CDU nur mit vier Kandidaten antritt, die SPD aber mit acht, ist auch klar, dass die einzelnen Personen mehr Stimmen erhalten”. In Summe habe jedoch die SPD mehr als 500 Stimmen mehr als die CDU erhalten und hat somit auch die Mehrheit im Ortsrat. Als erster stellvertretender Ortsbürgermeister wurde Wilfried Wilharm (SPD) vorgeschlagen. Luhmann machte nochmal einen Schritt auf die CDU zu: „Ich würde mich freuen, wenn wir das gemeinsam machen würden”. „Die Entscheidung ist gefallen. Die CDU stellt keinen Kandidaten”, war die Antwort des mauernden Siekmeiers. Um nicht dickfellig zu sein, verzichte die SPD wiederum darauf, aus den eigenen Reihen einen weiteren Kandidaten zu nominieren. „Ich finde das sehr schade und vielleicht können wir die Wahl eines weiteren Stellvertreters bei der nächsten Sitzung nachholen”, konstatiert Luhmann. Wilfried Wilharm wurde mit fünf zu drei Stimmen anschließend zu stellvertretenden Ortsbürgermeister gewählt. Tumult in Einwohnerfragestunde Das Thema war jedoch noch nicht vom Tisch: In der Einwohnerfragestunde meldete sich eine Einwohnerin zu Wort und äußerte ihren Unmut über die vorangegangene Wahl: Viele Bürger hätten angenommen, da die Bürgermeisterwahl in Bückeburg eine Personenwahl gewesen sei, dass auch in Evesen mit ihrer Stimme die entsprechende Person auf den Ortsbürgermeisterposten gehievt würde. „Man hätte den Wählerwillen zollen sollen, die bekommen nicht, was sie eigentlich wollten” und erntete dafür Applaus aus den Einwohnerreihen. Einer jedoch wurde so ausfallend, warf sogar eine Beleidigung zu Luhmann in den Raum, dass er des Saals verwiesen werden musste, ein weiterer folgte. „Der Wählerwille hat klar gesagt, dass über 50 Prozent die SPD wollen und diese Wähler erwarten auch, dass der Ortsbürgermeister von der Mehrheit des Ortsrates gewählt wird. Die Bürger haben sich für eine rote Mehrheit entscheiden, und das war auch schon lange so”, rückte Malsch das Demokratieverständnis erneut zurecht. Foto:nh