In einem Gespräch ging Bürgermeister Jörn Wedemeier auf die Entwicklungen in der Samtgemeinde ein. Auch zu den Planungen für das Jahr 2023 gab er einen Ausblick.

Schaumburger Wochenblatt:
Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg mit allen seinen Folgen haben für uns alle das Jahr 2022 geprägt. Welche Auswirkungen standen für die Samtgemeinde dabei im Vordergrund?

Wedemeier:
Wir haben tatsächlich ein sehr geteiltes Bild vom Jahr 2022 mitgenommen. Die Kriegsfolgen mit dem unfassbaren menschlichen Leid in der Ukraine haben für viele Bürgerinnen und Bürger das Jahr mit großem Entsetzen beginnen lassen. Ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme von Flüchtlingen aber auch bei der dauerhaften Unterbringung mit privaten Initiativen und auch die Zusammenarbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Landkreis und der Arbeiterwohlfahrt haben sich hier sehr bewährt. Durch die Lieferkettenschwierigkeiten und die Corona-Krise mussten wir abermals die Erfahrung machen, dass viele Projekte, die wir für uns vor Ort in der Gestaltung unserer Gemeinden umsetzen wollten, sich erheblich verzögert haben. Personalausfälle bei vielen Kooperationspartnern aber auch in Kindertagesstätten, in den Schulen, beim Baubetriebshof und in der Verwaltung haben den verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im vergangenen Jahr an vielen Stellen erhebliches abverlangt. Zusammenfassend war es ein weiteres Jahr Krise - unter verschärften Bedingungen.

Wochenblatt:
Können Sie uns neben diesen großen Herausforderungen auch von positiven Entwicklungen im vergangenen Jahr berichten?

Wedemeier:
Wir konnten uns im vergangenen Jahr an beiden Schulstandorten über die Neubesetzung der vakanten Schulleitungsstellen freuen. In Hagenburg hat Marion Feise die Grundschule im Februar und im August Simone Wullkotte die Grundschule in Sachsenhagen übernommen. In Zeiten fehlender Bewerbungen auf die Stellen einer Schulleitung hat sich die seit Jahren verfolgte intensive regelmäßige Investitionstätigkeit für unsere Schulen auch bewährt. Wir erleben hier eine sehr konstruktive aufgeschlossene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den neuen Leiterinnen. Beide leben unsere etablierten Ganztagsschulangebote und sind an den Schulen sehr gut angekommen.

Wochenblatt:
In den letzten Jahren war die Kinderbetreuung in den Krippen und Kindergärten regelmäßig ein großes Thema. Wie hat es sich dort 2022 entwickelt?

Wedemeier:
Wir sind hier im Begriff, eine weitere Krippengruppe in Hagenburg zu etablieren. Anfang des Jahres soll nach weiteren Gesprächen eine Entscheidung erfolgen. Unser angestrebtes Ziel, für jedes Kind einen Krippenplatz oder einen Kindergartenplatz anzubieten, verfolgen wir sehr stringent weiter. Auch haben wir Aufträge für den Bau und Betrieb einer neuen viergruppigen Einrichtung in Hagenburg und einer zweigruppigen Einrichtung in Sachsenhagen an die örtlichen Kirchengemeinden erteilen können. Das aufwendige Ausschreibungsverfahren hat sich hier am Ende doch gelohnt. Problematisch ist für uns nach wie vor die Ausbildungssituation. Das Land und der Bund haben die entsprechenden Ausbildungsgänge nicht reformiert. Einen Ausbildungsberuf für den Bereich der Erziehung gibt es immer noch nicht als stabiles Angebot. Die Zahl der ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher hält mit der gesteigerten Zahl der Betreuungsansprüche nicht Schritt. Land und Bund sind hier extrem gefordert. Finanziell hat sich die Lage für kreisangehörige Kommunen im Landkreis Schaumburg, was die Finanzierung der Kindergärten angeht, nicht ansatzweise in die richtige Richtung entwickelt im vergangenen Jahr. Da erwarten wir für das Jahr 2023 sehr große Schritte in die richtige Richtung.

Wochenblatt:
Über die Fortschritte an der Sporthalle in Sachsenhagen und den Baubeginn am Feuerwehrgerätehaus in der Gemeinde Wölpinghausen konnten wir bereits berichten. Wie geht es dort im Jahr 2023 weiter?

Wedemeier:
Nachdem uns bei der Sporthalle einige Lieferschwierigkeiten aufgehalten haben, soll die Einweihung der Halle im ersten Quartal erfolgen. Als nächsten Schritt werden wir dann den Abriss der alten Turnhalle angehen, um dort für die Kinder der Grundschule den notwendigen Kinderspielplatz neu errichten zu können. Diese Fläche mussten wir ja für den Bau der neuen Sporthalle in Anspruch nehmen. Der Baubeginn am Feuerwehrgerätehaus in Wölpinghausen hat mich auch persönlich sehr gefreut. Wir sind nach derzeitigem Zeitplan fest entschlossen im Dezember 2023 das Haus in Betrieb zu nehmen. Die Kameradinnen und Kameraden der Ortswehren in der Gemeinde Wölpinghausen und die Kollegen der Bauabteilung haben sehr gut Hand in Hand gearbeitet, um eine tolle Planung für diesen Standort vorzubereiten.


Wochenblatt:
Nicht fehlen darf selbstverständlich die Frage nach der finanziellen Situation. Wie sieht es da aus für 2023?

Wedemeier:
Kostensteigerungen im Bereich der Investitionen durch die Lieferkettenschwierigkeiten treffen alle in diesen Zeiten. Das gilt auch für die Vorhaben der Samtgemeinde. Wir haben hier bei der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen aber auch bei den Investitionsmaßnahmen in die verschiedenen Gebäude schon erheblich nachfinanzieren müssen. Das kann alles nur über Kredite abgewickelt werden, da entsprechendes Eigenkapital nicht vorhanden ist. Da wir langfristige Verträge für die Energieversorgung im Bereich Gas und Strom für die Samtgemeinde abgeschlossen haben, wird uns hier noch keine Kostensteigerung treffen im Jahr 2023. Dennoch wird das Defizit des laufenden Betriebes sich voraussichtlich von 700.000 Euro auf 1,7 Millionen Euro erhöhen. Das ist so kein zukunftsfähiges Modell. Hier müssen wir kurzfristig zu anderen Finanzierungsmodellen für die auftretenden Defizite kommen. Auch das wird eine Aufgabe für 2023 sein. Foto: gi