Tausendsassa | Schaumburger Wochenblatt

02.06.2025 08:56

Tausendsassa

In aller Munde auf Tour – heute im Hotel Bad Minden. (Foto: Christian Kutschera)
In aller Munde auf Tour – heute im Hotel Bad Minden. (Foto: Christian Kutschera)
In aller Munde auf Tour – heute im Hotel Bad Minden. (Foto: Christian Kutschera)
In aller Munde auf Tour – heute im Hotel Bad Minden. (Foto: Christian Kutschera)
In aller Munde auf Tour – heute im Hotel Bad Minden. (Foto: Christian Kutschera)

In aller Munde auf Tour – heute im Hotel Bad Minden

Wie schon hin und wieder beschrieben, sind die Herausforderungen in einem gastronomischen Großobjekt unglaublich vielfältig, denn so viele Unwägbarkeiten und Risiken wie hier, begegnet man in der freien Wirtschaft nur selten. Nicht nur das Wetter, unterschiedliche Feiertage, Ferien, der Einkauf und fehlendes Personal sind die täglichen Herausforderungen, auch Expansion, Renovierungen, Zielgruppenanalysen, Preispolitik, Ladeneinrichtung und nicht zuletzt die richtige Abstimmung und Einrichtung einer Küche samt Mannschaft gehören zum täglichen Brot. Ein Aufgabenfeld, das sich in prosperierenden Industrieunternehmen über mehrere Abteilungen mit verschiedenen Hierarchien verteilt, wird hier meist von einem Generalisten, mit – manchmal auch ohne – eine Familie im Hintergrund, gestemmt.

So hat uns das auch Phillipp Pudenz bestätigt, den wir nach unserem Restaurantbesuch im Hotel Bad Minden direkt mal angesprochen haben. In sechster Generation betreibt er mit seiner Familie das Hotel mit 31 frisch renovierten Zimmern, welches seinen verwirrenden Namen dem eigenen Solebad zu verdanken hat, das von seiner Tante geführt wird. Manche Schlösser im Schaumburger Land empfehlen ihn mit seinem Feinkost-Catering „Essence“, um auch fernab der Heimat feiernde Gäste zu verwöhnen. Ein großer Biergarten, der Festsaal für Hochzeiten oder andere Events und das Außer-Haus-Geschäft runden das Angebot ab. Viel Spaß beim Personaleinsatzplan.

Wir haben bei unserem Besuch ein Avocado Carpaccio für 10,90 Euro gewählt, gefolgt von einem Rucolasalat mit gegrilltem, grünem Spargel auf Himbeerdressing für 13,50 Euro und danach drei Rotzungenfilets mit Spinat für 23,90 Euro. Vorneweg zwei Sarti Spritz, eine der vielen Varianten des Aperol, für je 7,50 Euro und sehr lecker gemacht. Die Avocadoscheiben werden auf einem marinierten Salatbukett angerichtet mit sehr dominanten, weil angerösteten, Chorizowürfeln, ohne die es eine tolle vegetarische Alternative in der leicht fleischlastigen Karte wäre.

Parallel gab es das Spargelmenü für 36,50 Euro, bestehend aus einer intensiven Spargelcremesuppe mit Croutons, einer guten Portion perfekt zubereitetem Spargel mit Salzkartoffeln und Rauchschinken sowie hausgemachter Rhabarbergrütze mit Vanilleeis. Alles hat gepasst, nicht überragend, aber lecker, die Preise sind sehr moderat und das gerade erst renovierte Restaurant gefiel uns auch.

Einmal mehr stellt sich die unternehmerische Frage, ob man den Geschäftsleuten, welche die Hotelzimmer buchen, eine schlichte, aber wertige Einrichtung bietet, oder für die Abendbesucher, die es vielleicht ein wenig kuscheliger mögen, eine plüschige Atmosphäre schafft. Genauso schwierig gestaltet sich die Abwägung bei der Küchentechnik, deren Möglichkeiten von der Sous-Vide-Technik bis zur guten alten Kippbratpfanne reichen, was wiederum großen Einfluss auf die Speisekarte hat und alle Einzelgeräte kosten fünfstellig. Man hat bei all den Entscheidungen aufgrund der oft immensen Investitionen nur einen Versuch.

Ein interessantes Beispiel dafür ist auch das Geschirr, das in den letzten Jahren durch mediales Tun geradezu einen Hype für die shabby chick Steinoptik ausgelöst hat. Das meiste davon wurde längst wieder aussortiert, weil man beim Bestellen desselben eben nicht den Löffel drübergezogen und den Krach bemerken konnte, den die meist rauen Oberflächen erzeugen. Wenn dann 30 Personen zur gleichen Zeit die leckere Sauce vom Teller kratzen, wird der Lärm schnell unangenehm. Es werden dann aber nicht 10 oder 20 komplette Garnituren ausrangiert, das sind gern schonmal 120.

In diesem Fall scheinen aber die Entscheidungen richtig getroffen worden zu sein, da fallen die verwirrenden und natürlich falschen Öffnungszeiten von 17–20 Uhr auf der Homepage nicht so schwer ins Gewicht, wie die – auch hier – leider schwierigen Reservierungsmöglichkeiten, die den ausgabebereiten Gast vor nicht unerhebliche Hürden stellen. Beides werde in Kürze deutlich verbessert, so Phillip Pudenz, den wir am Schluss unseres samstäglichen Besuchs von seinem Schreibtisch weggeholt haben, da seine Bürotür im Eingangsbereich des Restaurants einladend offenstand. Steuern müssen ja auch gemacht werden.

Der Austausch war freundschaftlich-erfrischend und eigentlich wünscht man jedem Gast, einmal die vielen Details erfahren zu dürfen, die einen zwangsläufig multitasking-tauglichen Gastronomen täglich umtreiben, um den eigenen Blick zu weiten. Wir wünschen dem Betrieb jedenfalls, dass sie sich nicht verzetteln und weiterhin erfolgreich das Weserbergland und die schöne Stadt Minden bereichern werden.

Hotel Bad Minden / Solbad Minden
Portastraße 36
32429 Minden
Tel. 0571 - 956 33 00
badminden.de
hotel@badminden.de

Restaurant
Montags – Samstags
18.00 – 23.00 Uhr
Sonntag Ruhetag
Küchenöffnungszeiten
17.00 – 21.30 Uhr

Biergarten
Montags - Samstags
17.00 – 23.00 Uhr
Sonn- und Feiertags
ab 13.00 Uhr

. (Foto: Christian Kutschera)
. (Foto: Christian Kutschera)
. (Foto: Christian Kutschera)
. (Foto: Christian Kutschera)

Von Christian Kutschera
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