Normalerweise sind katholische Priester zur Ehelosigkeit verpflichtet. Es gibt jedoch einige wenige Ausnahmen, wenn die Heirat in einer Glaubensgemeinschaft erfolgte, die den so genannten Zölibat nicht kennt. Bei Gerloff ist das der Fall: Er war seit 1984 als evangelischer Pastor ordiniert worden, trat aber mit seiner Familie 1990 zum katholischen Glauben über. Fünf Jahre später erhielt er aus Rom den so genannten Zölibatsdispens, mit dem er in Hildesheim zum katholischen Priester geweiht werden konnte. Nach einer Tätigkeit als Krankenhauspfarrer übernahm er zuletzt in 2004 die katholische Gemeinde in Sehnde bei Hannover.
Der Hildesheimer Weihbischof und Personalchef des Bistums, Heinz-Günter Bongartz, überbrachte in der vergangenen Woche persönlich dem hiesigen Pfarrgemeinderat die Nachricht über die Neubesetzung. Bevor er allerdings konkrete Informationen über die Person und besonders den Familienstand gab, referierte er ausführlich über die anhaltende schwierige personelle Situation und den fortgesetzten Nachwuchs-Mangel an Geistlichen: Es falle jungen Männern schwer, das Priesteramt „als kompromisslose Hingabe zu Gott” anzunehmen und sich damit zur Ehelosigkeit zu verpflichten.
Dann aber erklärte der Gast, dass der künftige Pfarrer beide Lebensformen, Priestertum und Ehe, in seiner Person vereine. Anders als der Weihbischof möglicher Weise befürchtet haben könnte, gibt es offenbar keinerlei Vorbehalte gegen das neue Gemeindeoberhaupt. Im Gegenteil: Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Reiner Niedenzu, erklärte in einer ersten Stellungnahme, der neue Pfarrer sei „von Herzen willkommen”. Der von beiden christlichen Kirchen geprägte Lebensweg Gerloffs könne gerade auch der Ökumene neue Impulse geben.
Peter Gerloff selbst freut sich nach eigenen Angaben auf seine neue Gemeinde, während in seiner bisherigen Pfarrei offenbar breite Traurigkeit über den Weggang herrscht. Der Wechsel ist jedoch ebenfalls dem anhaltenden Priestermangel im Bistum geschuldet: Die Sehnder Pfarrei muss mit einer Nachbargemeinde fusionieren, so dass nur noch ein Seelsorger übrig bleibt. Mit Rücksicht auf einen älteren Amtsbruder stimmte Gerloff der Versetzung nach Bad Nenndorf zu.
Der Geistliche bringt übrigens eine weitere Besonderheit mit: Es ist ein bekannter Kirchenmusiker mit etlichen veröffentlichten sakralen Liedern. Einige davon werden im neuen Gesangbuch „Gotteslob” zu finden sein, das noch in diesem Jahr von den deutschsprachigen Bistümern gemeinsam aufgelegt wird.
Während es zunächst noch hieß, der Pfarrer wechsele nach den Sommerferien, ist inzwischen bekannt geworden, dass er vor-aussichtlich erst zum 1. Dezember seinen Dienst antritt.
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