Als Untere Denkmalschutzbehörde hält seitens der Stadt Dirk Eggers den Kontakt zu den Fachleuten, wenn es um Bauvorhaben, Grabungen oder Funde geht. Das Thema ist für Rinteln nicht unwichtig. Im Landkreis Schaumburg gibt es rund 1.300 Fundstellen archäologischer Funde, allein 300 davon in Rinteln. Ein Beispiel dafür sind Neubauten in der Diesel- und Stükenstraße, wo ganze Teams von Archäologen und Grabungsfirmen nach Fundstücken suchten. Und fündig werden sie dabei auch. Im Bereich des Doktorsee wurde ein bronzenes Kreuz aufgefunden, das als eines der ältesten Zeichen für christliche Besiedlung (außerhalb des Klosters Möllenbeck) gilt und etwa 1.000 Jahre alt ist. Funde vermelden die Archäologen auch aus Kiesabbaugebieten. So wurden in Ahe Grenzsteine von 1711 unterhalb von vier Metern Lehm gefunden und sogar Geweihäxte, die bis zu 7.000 Jahre alt sind. Ein typischer Ablauf für das Einschreiten der Geschichtsforscher ist es, wenn Eingriffe bei Bauvorhaben in das Erdreich geplant sind und es aus dem Nachbarbereichen Hinweise auf Funde gibt. Zuerst einmal ist der Eigentümer selbst verpflichtet, die Grabungen zu beaufsichtigen und eventuelle Funde zu melden, gibt es jedoch ausreichende Chancen auf Funde, dann kommen die Archäologen auch selbst auf die Baustelle und legen dabei auch eventuelle Folgemaßnahmen fest wie Ausgrabungen. Ihre Aufgaben beschreiben sie dabei so: „Wir müssen feststellen, inwieweit ein Gelände „Kontaminiert mit Geschichte” ist”, so Joachim Schween. Etwa acht größere Ausgrabungsprojekte erlebte Dr. Jens Berthold in den letzten fünf Jahren seiner Tätigkeit: „Rinteln hat dabei als Siedlungsgebiet außerhalb der Weserniederung schon eine archäologische Bedeutung!” Besonders in der Innenstadt, so Dr. Berthold, denn ein großer Teil der mittelalterlichen Stadt liegt als Abbruch im Boden. Doch nicht nur die ganz frühe Geschichte interessiert die Geschichtsforscher, auch die jüngere Geschichte kann spannende Dinge ans Tageslicht bringen: „So fanden wir in Hameln geschmolzenes Glas vom Brand einer Synagoge bei Bauarbeiten!” Der archäologische Forschungsstand in Schaumburg ist noch gering, gestand Dr. Berthold: „Im Kohle-Tagebau wird da weitaus mehr an Geschichte aus dem Boden geholt!” Die Funde werden katalogisiert, archiviert und zum Teil auch in heimischen Museen ausgestellt. So ist eine Ausstellung auch im Heimatmuseum Rinteln geplant, bei der es um archäologische Funde im Schaumburger Land geht.
Foto: ste