Wer die leibhaftige Reinkarnation von Vicco von Bülow, alias „Loriot”, im Brückentorsaal erwartete, der wurde naturgemäß enttäuscht. Denn die graue Eminenz in Sachen tiefgründigem und fein beobachtetem Gesellschaftshumor stand nicht ansatzweise auf der Bühne; eher noch war eine Kopie von „Mr. Bean” im Ensemble. Doch das war zum einen auch nicht zu erwarten, zum anderen tat es „Loriots gesammelten Werken” keinen Abbruch. Selten hat das Publikum im Saal so laut gelacht, selten war die Stimmung so gelöst, selten war der Saal so „laut” während der Vorstellung der „Westfälischen Landesbühne”. Wunderbar die Eheberatungsszene der Familie Blöhmann mit Kusstraining, grandios der Lottogewinn von Herrn Lindemann, der mit seiner Tochter in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen will und immer wieder gern gesehen der sprechende Hund, dessen „Hoho ho hoho ho ho hoo ho hohoho” eigentlich „Otto Pohl fühlt sich wohl am Pol ohne Atomstrom” heißen sollte. Als dann nach der Pause auch noch DER Klassiker von Loriot kam und die Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheid in der Badewanne über die Frage diskutierten, ob denn Wasser in die Wanne gehört und die Gummi-Ente mit hinein kommen dürfe, da tobte der Saal. Nur einer Szene fehlte offensichtlich die Pointe, denn die politische Rede ohne Inhalt, grandios vorgetragen von Vesna Buljevic, findet doch 1:1 auch heute noch, vielfach und ganz realistisch, in den unterschiedlichsten Gremien statt :-)Foto: ste