Laut Enak Ferlemann (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundestag, CDU), der an diesem Abend nicht vor Ort war, sich aber im Vorfeld den Fragen Ottes in einem Interview gestellt hatte, erklärte, dass die Nadelöhre Minden, Seelze, Haste ohne Neubau nicht gestaltet werden können. Zwei Gleise zusätzlich seien wichtig um den deutlich zunehmenden Verkehr auf den Schienen zwischen Amsterdam und Warschau aufzufangen. „Wir brauchen eine verlässliche Taktung in Deutschland um Verspätungen zu vermeiden und dafür brauchen wir die Trassen”, sagte Ferlemann. „Beim Lärmschutz muss sich keiner Sorgen machen.” Ein Raunen ging durch die Anwesenden. Man suche die Lösung, die am besten für Mensch, Tier und Landschaft darstelle. „Er hat doch selbst gesagt, dass wir ohne Neubau nicht auskommen”, wiederholte Rippke. Das in der Entscheidung noch „alles offen ist” sei für die Anwohner ein wahres Schreckgespenst. „Bückeburg vertraut Ferlemann nicht”, kommentierte Hans-Jürgen Otte. Zunächst mal müsse man den Blick von Fahrzeiten und Geschwindigkeit abwenden und sich auf Qualität und Quantität konzentrieren. Denn: Die Bahn ist am Neubau interessiert, um 8 Minuten Fahrzeit einzusparen und den ICEs schnelleres Durchkommen zu ermöglichen. Momentan gibt es Wartezeiten in Minden, um den Schnellzug abzuwarten und durchzulassen. „Der Nutzen für den Fahrgast steht ganz klar im Vordergrund”, sagte Gryschka. Dass man die Belange der Anwohner nicht beachte, sei dennoch eine Fehlinterpretation. Er plädierte: Zugfahren sei umweltschonend und man wolle durch den Ausbau noch mehr Menschen dazu bewegen, Bahn zu fahren. Bürgermeister Detlef Schallhorn aus Seelze war ebenfalls in Bückeburg zu Gast: „Für uns wäre der trassenferne Ausbau eine Katastrophe. Der Verkehrsweg würde direkt durch einen neuen Stadtteil laufen”, er betitelte das Gutachten als „sehr semiprofessionell”. Bei den Seelzern herrsche viel Unsicherheit, man wolle die Sache so schnell wie möglich vom Tisch haben. Bernd Hedtmann, Bürgermeister aus Porta Westfalica fand ebenso klare Worte: „Wir positionieren uns ganz deutlich: Porta wolle den Ausbau der vorhandenen Strecke mit umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen. Eine Pendlerin aus Bad Nenndorf wies daraufhin, dass viele Verzögerungen mitunter auch deshalb vorkämen, weil die Weichenstellungen nicht rechtzeitig erfolgen und Türen sich oft nicht öffnen ließen. Die Antwort von Gryschka kam prompt: „Die Regionalbahnen sind 25 Prozent der Fahrzeit länger unterwegs, weil Fernzüge überholen müssten – wir brauchen neue Gleise.” Wie dem auch sei – die Bigtab lässt nicht locker. Rippke: „Wir haben eine große Aktion in Berlin geplant, mehr wird aber noch nicht verraten. Wir werden auch bei der Landesregierung Druck machen”, so der Bigtab-Sprecher, der selbst mit der Bahn von Minden nach Bielefeld pendelt. Wer der Bigtab helfen will, kann unter www.bigtab.info Mitglied werden und sich weiter informieren. Die NDR-Sendung wurde bereits am Donnerstag im Radio gesendet. Die Aufzeichnung können sich Interessierte aber auf www.ndr.de/ndr1niedersachen und über die Suche „Jetzt reicht´s” noch einmal anhören. Foto: wa