So gelingt der Charakter-Erhalt in Städten | Schaumburger Wochenblatt

01.08.2025 13:31

So gelingt der Charakter-Erhalt in Städten

Die Innenstädte - wie hier in Bückeburg - zu stärken ist seit Jahren ein großes Anliegen des Unternehmers. (Foto: privat)
Die Innenstädte - wie hier in Bückeburg - zu stärken ist seit Jahren ein großes Anliegen des Unternehmers. (Foto: privat)
Die Innenstädte - wie hier in Bückeburg - zu stärken ist seit Jahren ein großes Anliegen des Unternehmers. (Foto: privat)
Die Innenstädte - wie hier in Bückeburg - zu stärken ist seit Jahren ein großes Anliegen des Unternehmers. (Foto: privat)
Die Innenstädte - wie hier in Bückeburg - zu stärken ist seit Jahren ein großes Anliegen des Unternehmers. (Foto: privat)

Interview mit Augenoptiker- und Hörakustik-Meister Giovanni Di Noto, Landesinnungsobermeister der Augenoptiker und Optometristen in Niedersachsen und Bremen, sowie PR-Ausschuss-Vorsitzender des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen. Er erklärt, warum der Gang zum lokalen Augenoptiker oder Hörakustiker wichtiger ist denn je.

Herr Di Noto, warum lohnt es sich, einen inhabergeführten Augenoptiker oder Hörakustiker aufzusuchen, gerade in kleineren Städten?

Diese Fachgeschäfte bieten weit mehr als nur Produkte. Sie stehen für Qualität, persönliche Betreuung und echte Handwerkskunst. Inhabergeführte Betriebe sind oft tief in der Region verwurzelt, kennen ihre Kundschaft seit Jahren und nehmen sich Zeit, sei es beim Brillenkauf oder bei der Anpassung eines Hörgeräts. Wer hier einkauft, unterstützt bewusst die Vielfalt und das Leben vor Ort.

Worin besteht der Unterschied zu großen Filialisten, die immer stärker in den Städten präsent sind?

Großfilialisten verfolgen oft ein einheitliches, von oben gesteuertes Konzept: gleiche Ladenoptik, gleiche Produkte, gleiche Abläufe – unabhängig davon, ob man in München, Hamburg oder einem kleinen Ort einkauft. Das führt zur Austauschbarkeit der Innenstädte. Der lokale Augenoptiker oder Hörakustiker hingegen bringt Individualität, Charakter und Menschlichkeit mit und trägt so zum unverwechselbaren Flair einer Stadt bei.

Wie sehen Sie die Rolle des Online-Handels in diesem Zusammenhang?

Online-Plattformen mögen praktisch erscheinen, aber sie können nie die persönliche Beratung, die fachkundige Anpassung und den langfristigen Service eines echten Fachgeschäfts ersetzen. Gerade beim Thema gutes Hören oder Sehen geht es um Lebensqualität – und die lässt sich nicht per Klick bestellen. Zudem führt der Online-Handel dazu, dass immer weniger Menschen die Läden vor Ort aufsuchen, mit gravierenden Folgen für das Stadtbild. Wenn das online gekaufte Produkt jedoch Mängel aufweist, sollen die Fachgeschäfte vor Ort Abhilfe schaffen und es wird sich darüber aufgeregt, wenn diese nicht als kostenlose Serviceleistung über den Tresen geht.

Sie sprechen das Stadtbild an. Was verändert sich durch die wachsende Zahl an Filialisten?

Vielfalt wird durch Einheitslook ersetzt. Lokale Betriebe verschwinden, weil sie den ruinösen Preiskämpfen der großen Ketten oft nicht standhalten können. Zurück bleiben anonyme Filialen mit wechselndem Personal und austauschbarem Angebot. Was dabei verloren geht, ist der persönliche Bezug, das Vertrauen und die individuelle Handschrift, die eine Stadt lebendig und besonders macht.

Ist es denn nicht positiv, dass große Ketten niedrige Preise anbieten?

Was auf den ersten Blick günstig wirkt, hat oft versteckte Kosten, etwa schlechtere Qualität, wenig Spielraum für individuelle Lösungen oder mangelnden Service. Außerdem drücken solche Preiskonzepte kleinere Betriebe aus dem Markt. Und wenn es dann nur noch wenige große Anbieter gibt, ist die Auswahl plötzlich gar nicht mehr so groß und der Preisvorteil verschwindet ebenfalls.

Was macht die Beratung im inhabergeführten Fachgeschäft so besonders, bei Brillen wie bei Hörgeräten?

Zeit, Sorgfalt und echtes Interesse. Ob es um die perfekte Sehlösung oder das fein abgestimmte Hörsystem geht: Nur in einem persönlichen Gespräch mit geschultem Fachpersonal lassen sich die richtigen Produkte finden. Und auch die Nachbetreuung, vom Nachjustieren bis zur Reparatur, ist dort keine lästige Pflicht, sondern gelebter Kundenservice.

Wie beeinflussen inhabergeführte Geschäfte die Lebensqualität in einer Stadt?

Enorm. Sie prägen das Gesicht der Stadt, fördern die regionale Identität und stärken die Nahversorgung. Gleichzeitig sind sie oft engagiert in Vereinen, bei Veranstaltungen oder in sozialen Projekten, weil sie selbst Teil der Gemeinschaft sind. Diese Form der „Wirtschaft mit Gesicht“ ist unverzichtbar für ein gesundes Miteinander.

Wird dieser Unterschied von Kundinnen und Kunden ausreichend wahrgenommen?

Leider nicht immer. Viele merken erst, was fehlt, wenn der liebgewonnene Fachbetrieb plötzlich nicht mehr da ist. Gerade bei sensiblen Themen wie Hören oder Sehen ist es wichtig, auf Kompetenz, Erfahrung und Vertrauen zu setzen, statt auf vermeintliche Schnäppchen oder anonyme Onlinekäufe. Der Unterschied wird oft erst spürbar, wenn es darauf ankommt.

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Was können Verbraucher konkret tun, um die Vielfalt zu erhalten?

Indem sie ganz bewusst bei den kleineren, inhabergeführten Augenoptikern und Hörakustikern vor Ort einkaufen, also dort, wo echte Beratung, Erfahrung und persönliches Engagement noch selbstverständlich sind. Es geht darum, diesen Fachgeschäften den Rücken zu stärken, statt auf anonyme Großfilialisten oder Online-Anbieter auszuweichen. Wer den Wert von individueller Betreuung und dauerhaftem Service erkennt und auch bereit ist, dafür ein paar Euro mehr zu investieren, leistet einen aktiven Beitrag zum Erhalt lebendiger Innenstädte, regionaler Arbeitsplätze und echter Angebotsvielfalt.

Ihr persönliches Fazit in einem Satz?

Wer lokal kauft, sieht besser, hört besser und lebt in einer Stadt, die ihren Charakter behält.

ÜBER DIE SERIE „WO DRÜCKT DER SCHUH”

Liebe Leserinnen und Leser des Schaumburger Wochenblatts,

im Rahmen unserer Serie „Wo drückt der Schuh” möchten wir gemeinsam mit Ihnen Ärgernisse und Probleme aufdecken, die Unternehmen aus Handel, Dienstleistung und Handwerk in unserer Region behindern.
Wenn Sie also Themen kennen, die Ihrer Meinung nach dringend angegangen werden müssen - sei es steigende Kosten, mangelnde Parkplätze, fehlende Nachfolge, oder andere Ärgernisse - dann melden Sie sich gerne bei uns. Schreiben Sie uns unter sw.redaktion@schaumburger-wochenblatt.de und werden Sie Teil dieser wichtigen Serie.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen!

Ihr Team vom Schaumburger Wochenblatt

Diese Artikel sind im Rahmen der Serie im Schaumburger Wochenblatt bereits erschienen:


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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