Steigende Anforderungen, Fachkräftemangel und immer neue Dokumentationspflichten: Im Schaumburger Klinikum stoßen die Beschäftigten zunehmend an ihre Grenzen. Im Rahmen eines Gesprächs mit der Bundestagsabgeordneten Marja-Liisa Völlers (SPD) machten Vertreterinnen und Vertreter der Mitarbeitervertretung deutlich, wo im Krankenhausalltag der Schuh drückt.
„Wir wollen pflegen, wie wir es gelernt haben – und nicht permanent dokumentieren, was wir getan haben“, sagte Stationsleiterin Evelyn Stahlhut. Die wachsende Bürokratie koste wertvolle Zeit, die am Patientenbett fehle. Geschäftsführerin Diana Fortmann verwies auf die gesetzlichen Vorgaben: „Fehler oder fehlende Datenlieferungen können für Kliniken hohe Sanktionen bedeuten – bis zu 50.000 Euro pro Datenlieferung. Es muss geprüft werden, wie man den bürokratischen Aufwand reduzieren kann und Sanktionen sind keine adäquate Lösung.“
Neben der Dokumentationsflut beschäftigen das Klinikum auch Fachkräftemangel und schwierige Finanzierungsbedingungen. Trotz 30 neuer Auszubildender bleibe die Belastung hoch – besonders in der Notaufnahme. „Wir stellen alle qualifizierten Kräfte ein, die wir bekommen können – trotzdem reicht es in einigen Bereichen nicht“, sagte Jan Walther.
Kritisch diskutiert wurde zudem die neue Pflegepersonalregelung PPR 2.0. Zwar könne sie langfristig zur besseren Personalbemessung beitragen, doch fehle es vielerorts an den Kapazitäten, sie überhaupt umzusetzen. Ein Vorschlag lautete, Kliniken müssten vorab finanzielle Vorschüsse erhalten, um neues Personal einstellen zu können.
Auch über Medikamentenengpässe und mangelnde Vorratshaltung wurde gesprochen. „Wie sind wir im Katastrophenfall mit Antibiotika oder Schmerzmitteln versorgt?“, fragte Martina Paul, Fachkraft für Anästhesie- und Intensivpflege.
Die Runde war sich einig, dass das Krankenhauswesen vor einem grundlegenden Umbruch steht. Marja-Liisa Völlers betonte: „Die Gespräche zeigen, wie groß der Druck im Gesundheitswesen ist – aber auch, mit wie viel Engagement die Beschäftigten ihren Beruf leben.“
Oder wie es Norbert Dallügge, Ergotherapeut am Klinikum, formulierte: „Wir fühlen uns oft wie Kreisligisten, die jeden Tag gegen Bayern München antreten – das ist auf Dauer zermürbend.“