Mehr als nur Bücher: Wie die Deisterbuchhandlung in Rodenberg dem Online-Druck trotzt | Schaumburger Wochenblatt

Mehr als nur Bücher: Wie die Deisterbuchhandlung in Rodenberg dem Online-Druck trotzt

Serie Wo Drückt der Schuh - dieses Mal in der Deisterbuchhandlung in Rodenberg. (Foto: nd)
Serie Wo Drückt der Schuh - dieses Mal in der Deisterbuchhandlung in Rodenberg. (Foto: nd)
Serie Wo Drückt der Schuh - dieses Mal in der Deisterbuchhandlung in Rodenberg. (Foto: nd)
Serie Wo Drückt der Schuh - dieses Mal in der Deisterbuchhandlung in Rodenberg. (Foto: nd)
Serie Wo Drückt der Schuh - dieses Mal in der Deisterbuchhandlung in Rodenberg. (Foto: nd)

Zwischen Geschenkpapierrollen, Literaturstapeln und einem freundlichen „Hallo“ beim Eintreten fühlt sich der Alltag hier noch ein wenig nach analoger Welt an.
Doch auch die Deisterbuchhandlung in Rodenberg bleibt nicht verschont vom digitalen Wandel – und begegnet ihm auf ihre ganz eigene Weise. Lars Pasucha, Inhaber des traditionsreichen Ladens, und seine Kollegin Nicole Diete stehen dabei nicht nur zwischen Bücherregalen, sondern auch zwischen den Herausforderungen einer Branche, die sich seit Jahren im Umbruch befindet.

Konkurrenz Internet?
Kein akutes Problem –
aber spürbar


Wenn über den Onlinehandel im Buchgeschäft gesprochen wird, fällt früher oder später ein Name: Amazon. Doch Pasucha winkt ab – zumindest halb. „Natürlich ist das ein Wettbewerber“, sagt er. „Aber wir bieten hier vor Ort etwas ganz anderes.“ Die klassische Konfrontation zwischen stationärem Handel und Onlineplattform sei für ihn keine Frage von Kampf oder Kapitulation. Vielmehr habe der Buchhandel früh gelernt, digital mitzuhalten – lange bevor andere Branchen überhaupt online präsent waren.

Die Deisterbuchhandlung betreibt eine eigene Website mit Bestellfunktion, pflegt ihre Präsenz auf Social Media und nutzt Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok, um Aufmerksamkeit zu schaffen. „Wer heute ein Buch sucht, recherchiert online – das ist ganz normal. Wichtig ist, dass die Leute dabei auch auf uns stoßen“, sagt Nicole Diete.

Persönliche Beratung
statt Algorithmen


Doch was macht das Geschäft in Rodenberg wirklich besonders? Es ist die Nähe. Die persönliche Beziehung zu Kunden, die weit über eine bloße Kaufberatung hinausgeht. „Wir wissen, was Herr Meier liest, und denken bei der nächsten Bestellung gleich an ihn mit“, erzählt Diete. Geburtstage, Lebensereignisse, Gespräche zwischen Tür und Angel, all das gehört dazu. Die Buchhandlung ist für viele in Rodenberg mehr als ein Laden. Sie ist ein Ort der Begegnung.

Die persönliche Beratung sei kein Relikt vergangener Zeiten, sondern „nach wie vor essenziell“. Dabei gehe es nicht darum, Kunden zu überreden, sondern ihnen das zu zeigen, was ein Algorithmus eben nicht erkennt: das Unerwartete, aber genau Passende.

Verändertes Kaufverhalten: Digital ja – aber nicht überall

Ganz spurlos geht der digitale Wandel natürlich auch am Kerngeschäft nicht vorbei. „Gerade bei Schulbüchern merken wir, dass die Zunahme an Klassen, die mit digitalen Büchern, also mit Tablets und Buchlizenzen arbeiten, mehr werden - diese Kunden fallen bei uns komplett weg“, sagt Pasucha. Noch sei der Effekt überschaubar, weil viele Schulen weiterhin auf klassische Arbeitshefte setzten. Doch im Bereich der Schreibwaren zeichne sich ein Wandel ab: Weniger Papier, weniger Stifte, vor allem bei älteren Schülern, die zunehmend mit Tablets arbeiten.

Zwischen Portokosten und Personalkosten

Neben der großen Frage nach der Digitalisierung sind es oft die kleinen, alltäglichen Dinge, die den Buchhändlern das Leben schwer machen. „Die Transportkosten steigen, die Logistik wird teurer, und auch die Nebenkosten sind deutlich spürbar“, zählt Pasucha auf. Als kleinteiliger Einzelhandel mit vielen unterschiedlichen Lieferanten sei man besonders abhängig von funktionierenden Lieferketten – und müsse dennoch mit festen Buchpreisen kalkulieren. Hinzu kommen gestiegene Personalkosten: „Der Mindestlohn steigt – und das ist richtig so“, betont er. Doch gleichzeitig gerate das wirtschaftliche Gleichgewicht zunehmend ins Wanken. Auch die Ladenmiete werde regelmäßig angepasst, und irgendwann „kann der Bleistift eben nicht fünf Euro kosten, nur weil wir sonst keine schwarze Null schreiben.“

Ein Ort für Kultur – nicht nur für Konsum

Trotz aller Herausforderungen will das Team der Deisterbuchhandlung den Laden als Ort der Kultur weiter voranbringen. Lesungen, Empfehlungen, Begegnungen, all das gehört für sie zu einer lebendigen Innenstadt. „Wir sind kein anonymer Verkaufsraum, sondern ein Raum, in dem Kultur entsteht und gefördert wird“, sind sich Diete und Pasucha einig.

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    Über die Serie „Wo drückt der Schuh”

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    im Rahmen unserer Serie „Wo drückt der Schuh” möchten wir gemeinsam mit Ihnen Ärgernisse und Probleme aufdecken, die Unternehmen aus Handel, Dienstleistung und Handwerk in unserer Region behindern.
    Wenn Sie also Themen kennen, die Ihrer Meinung nach dringend angegangen werden müssen - sei es steigende Kosten, mangelnde Parkplätze, fehlende Nachfolge, oder andere Ärgernisse - dann melden Sie sich gerne bei uns. Schreiben Sie uns unter sw.redaktion@schaumburger-wochenblatt.de und werden Sie Teil dieser wichtigen Serie.

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    Ihr Team vom Schaumburger Wochenblatt

    Diese Artikel sind im Rahmen der Serie im Schaumburger Wochenblatt bereits erschienen:


    Nadine Dressler
    Nadine Dressler

    Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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