Kaum besser hätte die evangelische St. Lukas-Gemeinde auf das soeben begonnene Jubiläumsjahr der Reformation einstimmen können wie mit dem Gastspiel der Nienburger Band „Pfaffenzoff”. Die etwas despektierliche Bezeichnung der fünf Musiker war ganz bestimmt nicht wörtlich zu nehmen: Sie schilderten das Leben Martin Luthers auf ganz vergnügliche Weise. 80 Zuhörer waren begeistert. Noch Tage später war Diakonin Andrea Nieragden, die selbst Mitglied einer Kirchenband ist, voller Begeisterung. „Konfirmandenunterricht für Erwachsene” lobte sie den musikalischen Leiter Jörg-Heiner Möller, der im richtigen Leben Kardiologe ist, aber als „Herz und Mund von ‚Pfaffenzoff‘” gilt. Er führte mit vielen Fakten und nachdenklichen Worten durch das Konzert und griff zwischendurch selbst zu Posaune, Gitarre oder gar zum Waschbrett. Wohlbekannte Melodien wurden von eigenen Texten über das Leben des abtrünnigen Mönchs begleitet – zum Beispiel beim „Reformator Blues”, die „Ballade von Jan Hus” oder dem „Bänkellied von der Reichsacht”, das unüberhörbar dem alten Gassenhauer über Hannovers Massenmörder Haarmann entsprach. Möller sinnierte auch darüber, ob die Weltgeschichte wohl einen anderen Verlauf genommen haben würde: „Hätte sich Luther beim Thesenanschlag in Wittenberg auf den Daumen gehauen, gäbe es vielleicht gar keine Reformation.” Oder: Ohne die neue Glaubensbewegung würde der Dreißigjährige (Religions-)Krieg einen kürzeren Verlauf mit anderen Folgen genommen haben. Möller zeigte sich überzeugt, dass Luther keine Kirchenspaltung gewollt habe, sondern nur Missstände bei den katholischen Repräsentanten beseitigen wollte. Im jetzt 21. Jahrhundert gilt die Kirchenspaltung in weiten Teilen als überwunden, weil Evangelische und Katholiken zusammen gewachsen seien: „Aber vor 50 Jahren”, gibt sich Möller überzeugt, „war das noch ganz anders.” Foto: al