Für ordentlich Erdbewegung sorgt zurzeit ein großer Bagger am künftigen Uferzugang in der Nähe des Burgparks. Anders als geplant gibt es jedoch keinen Umschlagplatz. Der abgetragene Mutterboden wird in Aufsatzmulden gekippt und direkt von Treckern auf Ackerflächen in der Umgebung transportiert. „Wir sind froh, dass wir mehrere Landwirte gewinnen konnten, die den Boden auf ihren Feldern aufbringen”, erklärte Ingenieur Norman Levin vor Ort. Dabei handelt es sich um fruchtbaren Boden, der einen Qualitätswert von 80 hat – 100 Punkte wären das Maximum. Fast 300 Ladungen kommen so zusammen, da 2900 Kubikmeter Aushub weggebracht werden müssen. Bewegt werden insgesamt rund 4000 Kubikmeter. Unter anderem wird neben dem neuen, leicht wasserführenden Seitenarm eine kleinere Wallanlage aufgeschüttet. Neben der ökologischen Aufwertung und einem besseren Naturerlebnis durch abgeflachte Böschungsbereiche dient die Renaturierung hier auch dem Hochwasserschutz, da zudem eine Art Regenbecken geschaffen wird. Zugleich ist sie Ausgleichsfläche für innerstädtische Nachverdichtung (das SW berichtete). Der Zutritt für die Bürger soll vom Algesdorfer Kirchweg aus erfolgen. Das Besondere: Gearbeitet wird mit einer 3D-Steuerung. Das bedeutet, dass Baggerführer Jörg Jedamczyk den Löffel des 24-Tonners zentimetergenau platzieren kann. Voraussetzung dafür ist, dass die Stadt eine entsprechende digitale Topografieplanung auf die Beine stellt. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Gemeinden solche Geländemodelle liefern”, waren sich Levin und Stephan Weber von der Baufirma Otto aus dem nordrhein-westfälischen Hopsten einig. Bereits fertig – bis auf kleinere Abschlussarbeiten – ist die naturnahe Aue-Umgehung an der Maschmühle. Der mehr als 350 Meter lange, neu angelegte Wasserlauf hat das Ziel, nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie eine ökologische Durchgängigkeit des Gewässers herzustellen, damit Fische ungehindert „wandern” können. Statt der geplanten drei waren es am Ende vier Monate Bauzeit. Die Verzögerung lag laut Conrad Ludewig vom Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) Leine-Weser unter anderem an unbekannten Leitungen und dem nassen Februar. Mit Blick auf Corona und die Auslastung der Baubranche „war das immer noch sehr schnell”. Das Umgehungsgerinne zweigt östlich des Wehres ab, fließt um ein kleines Wäldchen herum, unter einer neuen Brücke hindurch und führt hinter dem Privatgrundstück wieder in die Aue. Nach mehr Natur sieht es dann auch aus, wenn die Uferflächen durchgrünt sind. Noch einmal zur Erinnerung: Die Durchgängigkeit der Rodenberger Aue ist ein seit Jahrzehnten diskutiertes Thema. Im Landkreis Schaumburg bilden noch drei Stauanlagen bei Ohndorf, Horsten und Rehren Hindernisse, die mittelfristig angegangen werden sollen. „Das ist der Anstoß”, sagte Matthias Dornbusch von der Unteren Wasserbehörde über die komplett durch EU-Mittel geförderte 750 000-Euro-Maßnahme im Bereich der Domäne. Joachim Wöhler vom niedersächsischen Umweltministerium ergänzte: Nachdem es als gutes Beispiel vorweggegangen sei, könne das Land jetzt auch private Betreiber auffordern, tätig zu werden. Foto: jl