So herrschte schon ein bisschen Wehmut, als sich jetzt knapp 30 Freunde des Kugelsports ein letztes Mal einfanden. Ein gemeinsames Essen bildete den Rahmen, weil schon seit jetzt sieben Jahren der einst traditionelle Ball mangels Beteiligung nicht mehr finanzierbar ist. Zuletzt waren nur noch 60 Leute gekommen. Das war nach dem Start in 1969 lange Zeit ganz anders: Da wurden Proklamation und Tanz zum jährlich größten gesellschaftlichen Ereignis im Flecken – mit besonderer Kleiderordnung und beschränktem Platzkontingent wegen der großen Nachfrage.
Der Lauenauer Kegelsport lässt sich bis auf das Jahr 1889 zurückführen. Damals wurde der heute noch bestehende Klub „Harmonie” gegründet. Die Kugeln rollten in Lokalen am „Rundteil” und am „Felsenkeller”, seit den sechziger Jahren auf einer vom örtlichen Möbelunternehmen „Casala” gebauten hochmodernen Zweibahnenanlage auf der Fläche des heutigen Edeka-Markts und nach deren Abriss zuletzt auf der Einrichtung des Sportkeglervereins „Auetal”, die dem Gasthaus „Enzianstüb‘l” angegliedert ist. Dort treffen sich zwar weitere rund 25 Gruppen ein- oder zweimal monatlich; aber keine schloss sich den Wertungen der eher sportlich orientierten Lauenauer Traditionsklubs an.
Aber der seit 15 Jahren amtierende Präsident der Klub-Gemeinschaft, Werner Benz, nennt noch andere Gründe für das jetzt beschlossene Aufgeben: Das Alter der Aktiven spiele eine wichtige Rolle, weil die geforderten 60 oder 100 Würfe pro Abend schon eine körperliche Herausforderung seien. Benz sieht auch in der mangelnden Bindungswilligkeit junger Leute an Vereine oder Klubs ein Problem und in der Konkurrenz der Bowling-Center: „Da können sich Leute nach Lust und Laune spontan treffen.” Beim Kegeln müsse man sich dagegen an die terminlichen Regelmäßigkeiten halten, weil die Bahn eben fest gebucht sei.
Die Lauenauer Traditionssportler stehen übrigens mit ihren Sorgen nicht allein. Auch anderswo ist Kegeln offenbar aus der Mode gekommen. So scheiterte schon vor einiger Zeit der nachbarschaftliche Wettkampf mit Rodenberg um den Samtgemeindepokal, weil die Deisterstädter nicht mehr die geforderte Teilnehmerzahl aufbringen konnten. Benz steht am Ende einer langen Reihe von Präsidenten, die mit dem Friseurmeister Heinrich Jordan begann und sich mit Erich Rosenthal, Helmut Rabe, Hans-Dieter Reisse, Siegfried Zeuner, Peter Schimmel und Jürgen Krügel fortsetzten. Aber so ganz will Benz nicht aufgeben: „Wir lassen unsere Gemeinschaft nur ruhen”, erklärte er zum Auftakt der Proklamation und hängte den beiden neuen Königen die Ketten um. Beste in der Jahreseinzelwertung wurde neben Helga Garbe auch Benz selbst. Beide sind zudem in „Bahnfrei” (Garbe) und „Harmonie” Klubbeste geworden. Dieses Prädikat tragen ferner Kurt Neumann (Lahme Hacke) und Erwin Fischer (Harmonische Neun).Der Damenpokal ging erneut an „Bahnfrei”, der Heinrich-Jordan-Pokal an die „Lahme Hacke”. Dieser Klub erhielt auch den bereits seit 1967 verliehenen „Dietrich-Grönemeyer-Pokal. Doch von deren durch Gerd Kluczny geäußerten Idee, die mächtige Trophäe dem örtlichen Museum zur Verfügung zu stellen, hielt Präsident Benz gar nichts: „Vielleicht ändern sich die Zeiten ja wieder.” Foto: al