Auf seiner Theater-Reise durch das umfangreiche und vielschichtige Werk Buschs erweckt der Einzelkönner auf der Bühne mit seiner intensiven Spielweise alte Bekannte zu neuem Leben, das – wie bekannt und bei Busch ja eigentlich ein Dauerbrenner – nicht immer den geraden Weg nimmt. Und so wird daraus – auch und gerade wegen des totalen Körpereinsatzes und der vollen Hingabe des studierten Germanisten, nach einem fünfjährigen Intermezzo auf den Kanarischen Inseln nun wieder in seinem muttersprachlichen Bereich aktiv ist, eine satirisch-kritische Betrachtung des Weltgeschehens. Anspielungen auf die aktuelle Weltlage sind nicht immer beabsichtigt, bisweilen aber kaum zu vermeiden.
Die Beobachtungen des Weisen aus Wiedensahl bleiben auch hundert Jahre nach dessen Tod erstaunlich aktuell. Menschliches und Allzumenschliches, Eitelkeit, Neid und Schadenfreude geben sich in dieser 90-minütigen Szenenfolge quasi die Klinke in die Hand – aber auch zweifelhafte Moralvorstellungen und Bigotterie. Busch hat seine Mitmenschen intensiv beobachtet, ihre Schwächen in der für ihn typischen und nie um Worte verlegenen Verskunst ebenso entlarvt wie mit seinem begnadeten Strich.
Surholt, seit nunmehr 30 Jahren auf den deutschsprachigen Bühnen zu Hause, aber auch bei Gastspielen in Russland, Frankreich und Spanien mit viel Beifall überschüttet, macht mit seiner Interpretation dieser Bildergesichten aus dem Maler und Zeichner, Dichter und Denker auch noch einen Theaterautor.
Es gelingt dem Solisten mit minimalistischen Hilfsmitteln und ganz ohne großes Bühnenbild herauszukitzeln, was uns der vor 176 Jahren in Wiedensahl geborene Busch auch heute noch zu sagen hat. Autor und Darsteller gehen eine erfolgreiche Symbiose ein, ohne ihre eigene Identität aufgeben zu müssen. Theaterspaß pur.
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