Seit 2005 gibt es das Projekt „Braunschweiger Familienpaten”, bei dem junge Familien und Alleinerziehende durch wöchentliche Besuche unterstützt werden. „Als wir damals damit begonnen haben, wurde uns von vielen vorausgesagt, dass das Projekt nach einem halben Jahr am Ende sein werde,” erzählte Ingrid Dülm, die pädagogische Leiterin beim Kinderschutzbund in Braunschweig. Es sei aber ganz anders gekommen, so die Diplom-Pädagogin: „Seit 2005 wurden über 40 Familien durch Familienpaten unterstützt. Weit über 100 Kinder haben durch diese Entlastung im Familienalltag und durch die persönliche Zuwendung profitiert.” Und die Nachfrage von Familien nach ehrenamtlichen Patinnen und Paten halte weiterhin an.
In der Anfangsphase sei es ihr wichtig gewesen, das Hilfsangebot für Familien gut vorzubereiten. Darum führe der Kinderschutzbund Braunschweig das Familienpaten-Projekt zusammen mit dem Haus der Familie und der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel durch. „Uns war von Beginn an auch ein fachlicher Austausch und eine gute Vernetzung mit der Jugendhilfe und den anderen Institutionen wichtig,” erklärte Ingrid Dülm.
Dass Zielrichtung und Aufbau des Projektes vorbildlich seien, das befand auch die Unternehmensberatung „McKinsey”, die dem Projekt „Braunschweiger Familienpaten” im Rahmen eines Wettbewerbs sozialer Projekte eine Auszeichnung verlieh.
„Nach der Auswahl der Ehrenamtlichen und einer fachlichen Vorbereitung legen wir großen Wert auf eine gute Begleitung der Familienpaten während ihrer Tätigkeit,” erläuterten Ingrid Dülm und Helga Brill unisono. Helga Brill ist eine Patin der ersten Stunde und hat beispielsweise eine junge Familie mit drei Kindern über eineinhalb Jahre begleitet. „Ich habe mich dabei vor allem um die Tochter gekümmert, mit der die Mutter zuletzt große Probleme gehabt hatte, habe mit ihr gespielt und war mit ihr in ganz Braunschweig unterwegs.” Was anfangs gar nicht so leicht gewese sei, erzählte die gelernte Krankenschwester: Das Kind habe zunächst den Kontakt zu ihr gescheut. Aber nach einer Zeit der Eingewöhnung habe sie sich immer über den Besuch „ihrer” Patin gefreut. So war die Mutter entlastet, konnte sich ohne schlechtes Gewissen um die anderen Geschwister kümmern und habe es im Lauf der Zeit gelernt, sich jeden Tag bewusst ein wenig Zeit ganz allein für die Tochter zu nehmen. Das habe dem Verhältnis der beiden sehr gut getan. Helga Brill hat die Familie über eineinhalb Jahre begleitet. Als die Eltern signalisierten, wieder allein klar zu kommen, verabschiedete sie sich und kümmert sich inzwischen um eine andere Familie.
„Nach einem bis eineinhalb Jahren prüfen wir zusammen mit den Familien, ob eine Weiterführung der Patenschaft noch notwendig ist,” erklärte Ingrid Dülm. Aus der Begleitung durch einen Familienpaten solle keine Abhängigkeit entstehen; sie sei als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht. Einige Patinnen würden dennoch weiter den Kontakt zu den Familien halten. „Aber das geschieht dann auf einer persönlichen Ebene, unabhängig vom Familienpaten-Projekt”, so Dülm. Die beiden Referentinnen gingen am Ende auch auf Fragen aus dem Publikum ein und wünschten dem Rintelner Projekt schließlich ein gutes Gelingen bei der Begleitung und Entlastung von Familien. Nahezu alle Familienpaten, die sich in der ersten Schulung in Rinteln auf ihre Tätigkeit vorbereitet haben, sind inzwischen bereits tätig. Da die Nachfrage anhält, sucht der Kinderschutzbund ab sofort Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Hilfreich dafür seien Lebenserfahrung, Einfühlungsvermögen und Geduld, betonte Albrecht Schäffer. Die nächste Schulung beginnt am 12. März. Wer sich näher informieren möchte, kann sich unter der Telefonnummer 05751/965218 bei Albrecht Schäffer melden. Wichtige Informationen gibt es auch im Internet unter Adresse „www.kinderschutzbund-rinteln.de”. Foto: km