Meisterlich, wahrhaft meisterlich die Regie, der es gelang, primär das Ensemblespiel zu bedenken. Keiner klinkte sich aus. Jeder blieb auf den Anderen bezogen. Die zum Schweigen Verurteilten wussten mit Gestik und Mimik denen zu folgen, die gerade das Sagen hatten, ein Sagen zudem, das mit banalsten Sprachfetzen des Alltags sich zu artikulieren bemüht war. In der Tat mussten hier aus Dreck Zwerge gebacken werden. Und siehe da: Es kam an. Keine Szene, die nicht ohne Applaus bedacht wurde.
Und da posierten sie nun, die einzelnen Typen, ob das kleine, kläffig krächzende Großmaul, versunken in seinen Baukasten, um ein Material zu erstellen zur Vernichtung der ach so schnöden Welt, über die er sich nur noch lustig machen konnte. Prächtig legt sich hier Arved Friedemann mit meterlanger Mähne ins Zeug. Oder Christoph Manthei als Billy fungierend, dessen Selbstbewusstsein so weit reduziert ist, dass er nur stotternd sich vernehmen lassen kann, und dies dann so anrührend komisch, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Oder Thomas Lehmann, der sich den Häuptling Bromden an empfindet und jeden in seine Schranken weist, der aus seinen ihm zugewiesenen Gleisen springt. Aber plötzlich beißt er auf Granit, als Randle Mc Murphy auftritt, nur dem Scheine nach nicht ganz dicht. Mit Raffinesse hat er sich in die Psychiatrie hineingemogelt und mischt nun den Laden auf, wie es ihm gefällt. Die Bandagen lockern sich, die Lust am Leben regt sich. Ansis Marsau spielt den Mc Murphy leicht und locker, heraus sozusagen aus der Hüfte. Labert schnoddrig vor sich hin, dabei egal, ob man jedes Wort versteht, kraftlos aussehend in schloddrigen Klotten, aber dann geht es zur Sache. Ein wahrer Adonis steht plötzlich vor uns, tänzelt verführerisch, geradezu provozierend, und der Saal tobt. Importiert sind noch zwei, drei leichte Mädchen, und die Party kommt in die Gänge. Aber dann rollt ein weiterer Granit an, auf den alle beißen: die Oberschwester Ratched. Welche Erscheinung! Welche Eleganz! Welche gezielte Wahl der Wörter, ein jedes übrigens bestens zu verstehen, Zoll um Zoll eine eminente Schönheit! Pantergleich geradezu „der weiche Gang geschmeidig starker Schritte”, Dame in Weiß, geschaffen für einen luftig leichten Sonnentag, leider aber dazu ausersehen, dass in der Anstalt nichts aus dem Ruder gerät. Unerbittlich also und rigide die Ägide, die von ihr ausgeht, sticht, ohne auszustechen, Lara Albrecht, eine veritable Entdeckung, eine Krönung der Truppe. Begeisterung auf der ganzen Linie. Ein großes Gratulor allen Beteiligten. Bis zum 4. Juni denn um 19.30 Uhr.Oskar Wedel
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