„Die Standards der Behindertenhilfe sind in Kroatien ähnlich”, erklärte Orin Balenovic, „zumindest auf dem Papier.” Die Umsetzung scheitere jedoch oft an begrenzten finanziellen Mitteln. „Wir sind auch bei uns im Aufbruch zur Inklusion”, sagte Jasna Lesicki. Die Deinstitutionalisierung, die Umwandlung großer Heime in kleine Wohngruppen, sei ein zentrales Thema. In Kroatien leben viele Menschen mit Behinderung in großen, teils abgeschirmten Einrichtungen. Ferner sollen mehr Arbeitsplätze und bessere Arbeitsbedingungen für Menschen mit Behinderung geschaffen werden.
Die Delegation aus Zagreb, bestehend aus Pädagogen von Behinderteneinrichtungen, Mitarbeitern von Kostenträgern, der stellvertretenden Bürgermeisterin Marika Bakula-Andelic und Übersetzerin Nadicia Paunovic tauschte sich intensiv mit Jens Gronemeier, Leiter des Sozialdienstes, über die vielfältigen Angebote der Lebenshilfe Seelze aus. Auf besonderes Interesse stießen die Formen von Assistenz und die unterstützenden Dienste, etwa das betreute Wohnen – gerade im Hinblick auf ein möglichst selbstständiges Leben der Menschen mit Behinderung. Auch rechtliche Grundlagen und die Frage nach den Kostenträgern erläuterte Gronemeier.
Dass die Lebenshilfe Seelze ein modernes Dienstleistungsunternehmen ist, davon konnten sich die Gäste bei einem Rundgang ein Bild machen. Mitarbeiter Ralf Schneider demonstrierte den Gästen die Montage von Winkelsets. Helga König und Norbert Cebulla zeigten, wie sie Artikel zählen, sortieren, eintüten und etikettieren – von Nägeln bis zu Drogerieartikeln für Rossmann. In der Tischlerei schaute die Gruppe Claudia Hoffmann bei der Lattenrostfertigung über die Schulter. Und in der Schlosserei freute sich Klaus Bock über das Interesse an seiner Tätigkeit.
„Die Lebenshilfe bietet beachtliche Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung, die hier arbeiten und ihren Beitrag leisten können”, stellte Balenovic fest.
„Es ist beeindruckend zu sehen, mit was für einer Freude die Menschen bei der Sache sind”, fügte Lesicki hinzu, „sie strahlen so eine positive Energie aus und man verspürt hier auf Schritt und Tritt eine sehr warme Atmosphäre”, befand Adriana Theessen.
„Wir nehmen ganz viel an Ideen und Inspiration mit”, erklärten die Besucher einhellig.
Foto: tau