LANDKREIS (al). Weit geöffnet ist der graue Kasten am Rand des Lauenauer Sonnenwegs. Fünf Herren drücken gemeinsam auf einen rosafarbenen Buzzer und wollen damit deutlich machen, dass nun endgültig ein neues Zeitalter im Schaumburger Land begonnen hat: 9000 Haushalte in zwölf Kommunen könnten ab sofort via schneller Internetversorgung kommunizieren und konsumieren. Könnten: Denn den entscheidenden Schritt müssen sie selbst tun und entsprechende Verträge schließen. „Jetzt ist die Grundversorgung gegeben”, freute sich Landrat Jörg Farr, nachdem bislang mindestens 20 Prozent der Bevölkerung im Kreisgebiet mangelhaft oder gar nicht ans Netz angebunden gewesen seien. Mehr als zwölf Millionen Euro wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren investiert. Die Hälfte trug die Telekom, die nun entsprechende Einnahmen durch Neuverträge erwartet. Den Rest teilten sich Bund, Land und die Kommunen. Es habe sich als richtig erwiesen, im Land „die Ersten gewesen zu sein”, hob Farr hervor. Inzwischen seien die Ausbaukapazitäten im Tiefbau stark begrenzt. Allerdings habe es in der Planungsphase viel Geduld und Zeit bedurft, um Tücken der Technik zu meistern. In diesem Zusammenhang lobte er Dieter Brenneke, der eigens als Breitband-Beauftragter eingestellt worden war. Telekom-Regionalmanager Uwe Ingenhaag bedauerte den langen Planungsvorlauf. Es habe zwei Jahre gedauert, bis 2017 endlich mit den Arbeiten begonnen werden konnte. Harald Lange, zuständig für die technische Infrastruktur bei der Telekom, betonte, dass das Schaumburger Projekt noch nicht beendet sei. In 2020 würden 42 bislang nicht versorgte Schulen an das schnelle Netz angeschlossen. Mit Nachdruck forderte er nun das Engagement der Bürger, die Glasfasertechnologie für sich zu nutzen: „Sonst wäre das wie ein Ferrari vor der Haustür, der nur im ersten Gang gefahren wird.” Dieter Brenneke, der in den vergangenen vier Jahren oftmals keinen leichten Stand bei Diskussionsrunden und Bürgerversammlungen hatte, bedauerte die lange Laufzeit von Planung und Durchführung. Doch nun sei „die gesamte Bevölkerung arbeitsfähig – als Schüler, im Homeoffice und in Betrieben”. Grundlage der neuen Technik ist der Wechsel vom Kupfer- zum Glasfaser-Kabel. Diese Leitungen wurden von der örtlichen Telefon-Vermittlungsstelle zu den zum Teil neu errichteten Verteilerkästen am Straßenrand verlegt. Von dort wechselt das Lichtsignal in ein elektrisches Signal auf die zu den Hausanschlüssen bislang bestehenden Leitungen. Durch eine technische Maßnahme werden dabei elektromagnetische Störungen beseitigt und höhere Bandbreiten erzielt. Hierdurch erhöht sich das Tempo beim Herunterladen von Daten auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde und beim Hochladen auf bis zu 40 Megabit pro Sekunde. Wer es noch schneller haben will, gibt eine Glasfaserverbindung vom Verteiler bis zum Hausanschluss in Auftrag. Dann könnten sogar bis zu einem Gigabit möglich sein. Bundesweit plant die Telekom, allein in diesem Jahr 60.000 Kilometer Glasfaser zu verlegen. Ein Kilometer kostet im Schnitt 80.000 Euro. Aktuell sind bereits 500.000 Kilometer verlegt. Zum Vergleich: Das deutsche Autobahnnetz ist 13.000 Kilometer lang. Dass für Schaumburg das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist, machte der Landrat deutlich: Bund und Land seien gefordert, flächendeckend in den Gigabit-Bereich zu gelangen. Kurzfristig werde dies, wie Brenneke einschränkte, nicht möglich sein. Damit sei wohl erst nach 2025 zu rechnen. Foto: al