Es sei einer der Momente gewesen, als sie erstmals gespürt habe, alt zu werden, erläuterte die ehemalige Landesbischöfin. Dies sei beim Face-Time-Chat mit ihrer Enkeltochter gewesen. „Facetime ist brutal”, hielt sie fest. Jede Falte sei in Großaufnahme zu sehen, wenn man dort sein eigenes Gesicht erblicke. „Und diese Hängebacken und Augenringe”, so die Theologin unter dem Gelächter des Publikums. Mit viel Humor gab die Buchautorin den Zuhörern einen leichtfüßigen Überblick, wobei sie tiefergehende und ernste Themen nicht aussparte. Die Probleme des Alters seien nicht in Abrede zu stellen, etwa wenn sie ihrer Tochter bei der Joggingtour nicht mehr folgen könne. Es gehe ihr jedoch in ihrem Buch darum, „dieses Grausen vor dem Alter” zu nehmen, das oftmals vermittelt werde. Das Alter werde heute zu sehr abgewertet. Mehr Gelassenheit, geringerer Leistungsdruck, größere Wahlmöglichkeiten und mehr Freiheiten in der Alltagsgestaltung seien einige der Vorteile beispielsweise gegenüber der Lebensphase um die 30. Es gelte, nicht mit früheren Entscheidungen zu hadern. Zufriedener sei, wer die Wendungen und Irrungen jüngerer Jahre als Teil seines Lebens akzeptiere. Zudem sollte man sich nicht im Alter zurückziehen. Auch Menschen im Ruhestand würden wertvolle Fähigkeiten besitzen, die sie zum Wohle der Gesellschaft einbringen könnten. Zu dieser Weltzugewandheit sei man als Christ berufen. Ein Problem sei zudem die Tabuisierung des Todes. Auch für die Angehörigen sei es wichtig, über das Thema zu sprechen. Ulrike van Gemmern, Leiterin des vom Diakonischen Werk der Landeskirche getragenen „Netzwerkes Nachbarschaft”, dankte der Referentin für ihren Vortrag. Sie stellte die Zielsetzungen dieses Netzwerkes vor, in dessen Rahmen Ehrenamtliche beispielweise ältere Mitbürger besuchen und ihnen Gesellschaft leisten oder kleine Hilfen im Haushalt leisten. Ulrike van Gemmern hob hervor, dass es eine Stärke sei, wenn jemand, der sich einsam fühle, um Unterstützung nachfrage. Hierzu stehe das Netzwerk Nachbarschaft bereit (05721/993019 oder vangemmern@diakonie-sl.de), ebenso seien weitere Ehrenamtliche Helfer gefragt.Foto: bb