Es sollte im wahrsten Sinne des Wortes ein Er”Fahr”ungsbericht werden, wie sich so ein Lastenrad im täglichen Leben bewährt, zu was es taugt, zu was nicht, wie das Fahrgefühl ist, wie weit man damit fahren kann, was das Ding so transportieren kann und überhaupt: Ist das eine echte Alternative für das Auto? Dabei können sich die Leser des Schaumburger Wochenblatt darauf verlassen, dass in einem solchen Fall auch ein echter Test auf Herz und Nieren im Selbstversuch stattfindet; eben „Mittendrin statt nur dabei!”. Und so hole ich mir das städtische Lastenrad der Marke „urban arrow”, auf Deutsch „urbaner Pfeil”, von Linda Mundhenke von der Stadt Rinteln kostenfrei ab. Eine Woche kann ich es fahren, danach wartet schon der nächste Interessent auf das Rad. Zwei davon wurden im Rahmen des Programms „Stronger Combined” als Verkehrsalternative von der Stadt Rinteln angeschafft. Damit soll quasi eine Initialzündung durch die Gesellschaft gehen: Ausleihen, gut finden, kaufen, Verkehrswege entlasten! So die Theorie, jetzt kommt die Praxis. Erst einmal habe ich ein wenig Bammel, wie lange die Eingewöhnungszeit für das überlange Rad mit Lenkgestänge ist. Und hier schon die erste Überraschung: Keine! Draufsetzen, losfahren. Am Abend dann ein Termin im fünf Kilometer entfernten Krankenhagen. Das Thema: Radverkehr. Lastenrad einschalten, dem leistungsstarken Bosch Cargo-Motor mitteilen, welche Unterstützungsstufe der vier möglichen ich gerne hätte und los geht es durch die Dunkelheit, erhellt von einer starken Lezyne Leuchteinheit, die die Strecke vor dem Rad taghell macht, und gebremst von zwei hydraulischen Scheibenbremsen. Bis 25 km/h unterstützt der Motor zuverlässig die eigene Muskelkraft, darüberhinaus geht es nur mit eigener Kraft. Die wird übrigens übertragen von einem Zahnriemen, was die Wartung und Reinigung des Rades deutlich erleichert. Kein Fett, kein Öl, kein Schmier. Das Fahren ist ein Genuss, doch dann die Ernüchterung: Radwege sind in Rinteln einfach nicht geeignet für Lastenräder. Für normale Räder übrigens auch nicht, aber Lastenräder schon gar nicht. Überall Huckel, Laub wird offensichtlich nur von der Autostraße herunter gefegt und bei Gegenverkehr fühlt man sich auf den engen Radwegen mit dem „Dickschiff” schon ein wenig unsicher. Dem Gegenverkehr wird es aber sicher noch unsicherer vorkommen, denn wie beim Lkw gegen Pkw hat das Lastenrad deutliche Massenvorteile. Ok! Termin gemeistert. Jetzt muss es mal auf Strecke gehen. Da bietet sich doch der „Große Weserbogen” an. 50 Kilometer, 330 Höhenmeter und am Ende noch 50 Prozent im 500 Watt Akku. Passt. Allerdings merkt man schnell: Sobald es in die Bergetappen geht, holt sich der Motor ordentlich Saft aus dem Akku. Das immer wieder diskutierte „Wie weit kommst Du denn damit” würde ich mit etwa 100 Kilometern bei weitgehend ebener Strecke und einem Verzicht auf die größte Unterstützungsstufe angeben. Dann Test Nummer 3: Großeinkauf mit dem Lastenrad. Wir wählen einen Großmarkt in Porta Westfalica aus und radeln los. 125 Kilogramm Zuladung soll der Lastenesel aushalten, so viel wird es dann am Ende nicht. Dennoch: Die Ladekapazität reicht locker für eine vierköpfige Familie mit ordentlich Hunger und das Fahrgefühl ändert sich auch beladen kaum. Fazit: So ein Lastenrad ist eine feine Sache, allerdings unter einigen Voraussetzungen: Man mag Fahrrad fahren, ist nicht witterungsempfindlich, man scheut sich nicht, auch auf der Straße damit zu fahren, weil die Radwege einfach zu schmal sind und man muss nicht Bahn fahren, denn das stelle ich mir schwer vor mit einem so langen Geschoss. Auch der Winter könnte mit glatten Straßen und Wegen eine Herausforderung werden. Der Spaßfaktor ist allerdings groß und auch eine längere Radreise stelle ich mir mit dem Lastenrad ganz entspannt vor. Übrigens: Für Eltern mit kleinen Kindern ist der urbane Pfeil auch eine lohnende Sache, denn Kindern macht das Fahren in der sicheren Kunststoffschale mit Anschnallgurten jede Menge Spaß. Das sagt zumindest Fabian Korte, der das Lastenrad vor mir ausgeliehen hatte und dem ich es auch wieder übergebe, weil seine Kinder den Spaß in der Ladeschale des Dickschiffs einfach lieben. Vorteil dabei: Man hat die vor einem sitzenden Kinder stets im Blick und kann mit ihnen kommunizieren.