Für einige Bäume kommt jede Hilfe zu spät | Schaumburger Wochenblatt

Für einige Bäume kommt jede Hilfe zu spät

Altes Leben vergeht, neues entsteht. Der Borkenkäfer hat in den letzten Dürrejahren reichlich Schäden in Fichtenbeständen angerichtet.  (Foto: ste)
Altes Leben vergeht, neues entsteht. Der Borkenkäfer hat in den letzten Dürrejahren reichlich Schäden in Fichtenbeständen angerichtet. (Foto: ste)
Altes Leben vergeht, neues entsteht. Der Borkenkäfer hat in den letzten Dürrejahren reichlich Schäden in Fichtenbeständen angerichtet. (Foto: ste)
Altes Leben vergeht, neues entsteht. Der Borkenkäfer hat in den letzten Dürrejahren reichlich Schäden in Fichtenbeständen angerichtet. (Foto: ste)
Altes Leben vergeht, neues entsteht. Der Borkenkäfer hat in den letzten Dürrejahren reichlich Schäden in Fichtenbeständen angerichtet. (Foto: ste)

Alexander Ahrenhold ist Regionalpressesprecher der Niedersächsischen Landesforsten und somit auch zuständig für das Forstamt Hess. Oldendorf, zu dem auch Flächen im Landkreis Schaumburg gehören: „Von Rinteln bis Hess. Oldendorf, von Stadthagen bis zum Wilmeröderberg!“ Unsere Zeitung wollte von ihm wissen, ob sich die Bäume im Wald nach fast sechs Jahren Dürre wieder regenerieren können und ob sich das viele Wasser, dass in diesem Winter durch Regen den Waldboden sättigte, positiv auf geschädigte Bäume auswirkt. Aufmerksam auf das Thema machten die Niedersächsischen Landesforsten, die in einer Pressemeldung optimistisch in das Jahr 2024 blicken: „Derzeit sind die Bodenwasserspeicher so weit gefüllt, wie sie es seit dem Winter 2017/2018 nicht mehr waren“, erklärte in dieser Meldung Dr. Klaus Merker als Präsident der Niedersächsischen Landesforsten. „Stellt man sich den Wald als Schwamm vor, ist dieser derzeit maximal vollgesogen. Der viele Regen hat die fehlenden Wasserreserven wieder aufgefüllt, die der Wald in den letzten Dürresommern dringend gebraucht hätte“, stellte Merker fest. Einerseits stimmt das viele Wasser die Försterinnen und Förster optimistisch – waren doch die Folgen der vergangenen Dürresommer für den Wald vor allem deswegen so gravierend, weil die Böden bereits zu Beginn des Frühjahrs trocken waren – anderseits bereiten die aufgeweichten Böden aber auch Probleme, besonders bei den notwendigen Fällarbeiten und beim Abtransport.

Zuversicht überwiegt

Ahrenhold zeigt sich für die heimische Region zuversichtlich. Die Bodenwasserspeicher seien gut gefüllt und alle Bodenschichten seien mit Wasser gesättigt. Das lasse in den Forstämtern die Hoffnung aufkeimen, dass viele der durch Dürre vorgeschädigten Bäume sich wieder fangen können und genügend Abwehrmechanismen gegen Schädlinge entwickeln. Besonders für die Setzlinge sieht Ahrenhold gute Entwicklungsmöglichkeiten, für viele Altbäume sieht es dagegen eher düster aus. Besonders Fichtenbestände hat es mächtig gebeutelt durch den Borkenkäfer, der jede Schwäche des Baumes ausgenutzt hat und ganze Bestände vernichtete. Fichten brauchen viel Wasser und können sich bei ausreichender Versorgung durch Bildung von Harz gegen Schädlinge zur Wehr setzen. Dabei seien Borkenkäfer nur die Sekundärschädlinge, so Ahrenhold, die Primärursache der Baumschwäche sei die Dürre gewesen. Auch Buchenbestände hätten durch die Trockenheit gelitten und Pilzerkrankungen bekommen. Bei Buchen könne man dies insbesondere im Kronenbereich durch trockene und brüchige Stellen erkennen.

Schaumburg noch mit blauem Auge davongekommen

Der Schaumburger Bereich, so Ahrenhold, sei aber durch die Dürre noch verhältnismäßig gut durchgekommen. Wälder wie im Harz seien da deutlich stärker betroffen. Aber 2024, da ist sich Ahrenhold sicher, wird ein gutes Forstjahr. Das viele Wasser im Wald wird das Jahr über den Bäumen zur Verfügung stehen und sie widerstandsfähig machen. Als Konsequenz aus den bereits vor mehr als 25 Jahren prognostizierten Trockenjahren setze die Forstwirtschaft heute auf eine klimastabile Durchmischung von Wäldern mit Edellaubhölzern und Bäumen, die Trockenheit besser vertragen, wie beispielsweise Douglasien. Heute, so Ahrenhold, müsse man in der Forstwirtschaft vorausschauend auf die nächsten 100 Jahre die Bestände aufbauen und dabei werfe man einen besonderen Blick auf die Klimamodelle der Experten. Weißtannen, Eichen, Linden, Rotbuchen, Ulmen & Co. stehen daher in den Pflanzlisten ganz oben: „Je mehr Baumarten auf der Fläche verteilt sind, desto höher die Stabilität der Waldfläche“, so Ahrenhold.

Umdenken beim Wassermanagement

Hinzu kommt, dass auch in den Forstämtern ein Umdenken in Sachen Wassermanagement des Waldes eingesetzt hat. Wurde früher durch Grabensysteme möglichst viel Wasser aus dem Wald abgeführt, so versucht man heute, Wasser möglichst lange im Wald zu halten. Das sei zwar in den bergigen Regionen wie dem Wesergebirge weniger relevant, aber auch hier versuche man, natürliche Speicher für Wasser zu nutzen. Am Beispiel Hohenstein, wo Regelsysteme rückgebaut würden, werde das deutlich. Mehr Arbeit hätten die Forstämter in flachen Gegenden mit sandigen Böden, wie beispielsweise im Fuhrberger Bereich. Dort arbeite man gezielt daran, die Fließgeschwindigkeit von Bächen zu reduzieren.

Vertrauen sie ihrem Förster

Angst vor herabfallenden Trockenästen müsse im Wald übrigens niemand haben: „Vertrauen sie ihren Forstmitarbeitern vor Ort, dass sie gefährliche Bäume im Blick haben und für Sicherheit sorgen“, so Ahrenhold. Dennoch lohne sich ab und zu ein Blick nach oben, wenn man Rast im Wald mache, denn jeden trockenen Ast im Kronenbereich der Bäume können die Forstmitarbeiter natürlich nicht entfernen. Übrigens: Der Wald ist auch ein wichtiger Trinkwasserspeicher, denn mehr als die Hälfte der Fläche der niedersächsischen Trinkwassergewinnungsgebiete liegt auf Flächen der Niedersächsischen Landesforsten, gleichwohl lediglich etwa ein Viertel der Landesfläche Niedersachsens bewaldet ist. Wälder erfüllen hierbei eine Schwammfunktion: Regenwasser wird vom porösen, gut durchwurzelten und belebten Waldboden rasch aufgenommen, statt oberflächlich abzufließen. In den zahlreichen Poren wird das Wasser hierbei nicht nur gereinigt, sondern auch gehalten wie in einem Schwamm. Das aufgenommene Wasser gibt der Waldboden langsam ans Grundwasser ab. Das Programm für „langfristige Ökologische Waldentwicklung“ (kurz LÖWE) der Niedersächsischen Landesforsten erhält und entwickelt mit der naturnahen Bewirtschaftung die Leistungen des Waldes für den Wasserhaushalt, heißt es in einer Meldung der Landesforsten.


Sonja und Stephan Weichert
Sonja und Stephan Weichert

Freie Journalisten

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