„In den Landkreis und seine Menschen verliebt“ | Schaumburger Wochenblatt

„In den Landkreis und seine Menschen verliebt“

Der scheidende Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. (Foto: bb)
Der scheidende Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. (Foto: bb)
Der scheidende Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. (Foto: bb)
Der scheidende Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. (Foto: bb)
Der scheidende Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. (Foto: bb)

Am 24. Februar wird Landesbischof Karl-Hinrich Manzke feierlich entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Er blicke mit großer Dankbarkeit auf seine 14-jährige Tätigkeit in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe zurück, betonte Manzke. Er habe hier „ große Herausforderungen und zugleich wunderbare Jahre“ erlebt.

„Ich habe mich in den Landkreis und seine Menschen verliebt“, formulierte der scheidende Landesbischof. Schaumburg werde geprägt von einer Mischung aus Heimatbewusstsein und Weltoffenheit. Die enge Verbundenheit der Menschen mit der Region gehe einher mit einer hohen Bereitschaft, über die Grenzen hinauszublicken, neue Entwicklungen aufzunehmen und zur Zusammenarbeit. So habe er auch in seiner Tätigkeit eine große Offenheit für ein Zusammenwirken mit der Landeskirche festgestellt, für den er den unterschiedlichen Akteuren in Schaumburg sehr dankbar sei, so Manzke in Pressegespräch.
Ein wichtiger Schwerpunkt während seiner Amtszeit sei die Stärkung der Verbindung zwischen der Kirche und der Gesellschaft gewesen. Die Freisprechungsfeiern und Einschreibefeiern mit der Kreishandwerkerschaft, goßartige Projekte mit Schulen, der gemeinsame Einsatz mit weiteren Partnern für ein stationäres Hospiz seien nur einige Beispiele für diese verstärkten Öffnung von Kirche in die Gesellschaft. Der regelmäßige Jahresempfang mit vielen Vertretern gesellschaftlicher Gruppen aus dem Landkreis sei ein Ausdruck dieser Öffnung. Sehr erfreulich sei, dass dieses Zugehen der Kirche auf die Menschen und Institutionen, auf die Politik und Verbände auch angenommen werde, so Doktor Karl-Hinrich Manzke. Natürlich müsse Kirche bei ihrem Auftrag bleiben, so Manzke. Den Glauben bei den Menschen beliebt zu machen, Menschen zu bilden und Nächstenliebe zu üben, bleibe der Kern ihres Wirkens. „Das gibt Kirche aber auch nicht auf, wenn sie sich zu den Menschen begibt“, betonte der Landesbischof; „ganz im Gegenteil“. Auch für die große Herausforderung, das Krankenhaus in Bückeburg zukunftsfähig aufzustellen und dazu mit den kommunalen Häusern Stadthagen und Rinteln im neuen Klinikum in Vehlen zusammenzuführen, sei die enge und vertrauensvolle Kooperation mit allen beteiligten Partnern entscheidend gewesen. Dabei sei es von großer Bedeutung gewesen, dass sich die Stiftung Krankenhaus Bethel mit ihrer über 150-jährigen Geschichte in dem neuen Konstrukt wiederfinde. In allen Bereichen, von der Politik über die Kultur, Landwirtschaft, Unternehmerschaft, den Sport, das Schützenwesen bis zu Bildungsträgern sei enormes Vertrauen gewachsen.

Teamarbeit spielt wichtige Rolle

Manzke legt Wert darauf zu betonen, dass solche Projekte wie auch die Entwicklung der Landeskirche in den vergangenen Jahren Teamarbeit seien, in die sich die vielen ehren- sowie die hauptamtlichen Mitwirkenden in großem Engagement eingebracht hätten. Wobei die Stärkung der Teamarbeit in der Kirche auch ein wichtiges strategisches Ziel in seiner Amtszeit gewesen sei. Schon 2011 sei es in einer großen Zukunftskonferenz darum gegangen, sich über den Kurs der Kirche zu verständigen. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gemeinden, in der Diakonie, der Flüchtlingshilfe und in weiteren Bereichen sei gestärkt worden, damit auch die Identitätsbildung. Der Prozess sei stetig weiterentwickelt worden.
Ein weiteres wichtiges Ziel seiner Amtszeit sei zudem der Interreligiöse Dialog, der Aufbau und die Pflege der Verbindungen zu Muslimen, der jüdischen Gemeinde, den Aleviten, den Jesiden und weiteren Gemeinschaften gewesen, berichtete Manzke. Über gegenseitige Besuche und Gespräche sei es gelungen, Vertrauen aufzubauen, so der Landesbischof. „Es freut uns sehr, dass sich unsere Partner zu Veranstaltungen zum Beispiel in die St. Martini-Kirche in Stadthagen einladen lassen“, so Manzke. Die Bereitschaft, an gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen teilzunehmen, zeige, dass hier ein Brückenschlag gelungen sei, der für den Zusammenhalt der Gesellschaft bedeutsam sei.

„Großer, anerkannter Beitrag”

Zwar sei die Schaumburg-Lippische Landeskirche klein, leiste für die Gemeinschaft der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und in Deutschland aber auch einen großen und anerkannten Beitrag. Manzke ist Seelsorger für die Bundespolizei; zudem pflegt er als Catholica-Beauftragter der Lutherischen Kirchen in Deutschland den Kontakt zur deutschen katholischen Kirche und nach Rom. „Wie geben auch etwas –und nicht wenig“, so Manzke. Teils bezog die heimische Landeskirche Positionen abseits des Hauptstroms der Diskussion in den evangelischen Kirchen. Ein Beispiel ist das Spannungsfeld zwischen Pazifismus und der Frage des Selbstverteidigungsrechts der Ukraine. „Eine Minderheitenmeinung kann auch hilfreich für die Debatte sein“, so Manzke. Ob die Landeskirche in Schaumburg-Lippe konservativer sei als andere? Konservativ sei kein Schimpfwort. Das Bewährte zu bewahren und sorgfältig wieterzuentwickeln, sei ja nichts Schlechtes. In Bezug auf die Öffnung zur Gesellschaft und die damit verbundene Hinwendung zu den Menschen „sind wir eine moderne Kirche“, erklärte der Landesbischof.
Der Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder sei natürlich ein Problem, so Manzke. Der Status als eigenständige Landeskirche sei „ein Schatz, aber kein Selbstzweck“. Organisatorisch werde Schaumburg-Lippe auf verschiedene Weise von der Landeskirche Hannover unterstützt. Man sei und bleibe angewiesen auf eine gute Zusammenarbeit mit den evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen. Ob die Landeskirche Schaumburg-Lippe dauerhaft Bestand haben werde, hänge auch davon ab, „ob wir genug Pastoren, Diakone und Musiker und Ehrenamtliche” haben. In den letzten Jahren sei es jedoch immer wieder gelungen, Kräfte von außerhalb der Region zu gewinnen.

Neuer Lebensabschnitt in Hamburg

Mit dem Übergang in den Ruhestand werde er mit seiner Frau nach Hamburg ziehen, so der aus Stade stammende Manzke. Für diesen Entschluss spiele die Familie eine Rolle, Sohn, Schwiegertochter und Enkelkinder wohnen dort. Hinzu komme die Faszination für die Hansestadt. Nicht zuletzt sei es ein Gebot der Fairness gegenüber seinem Nachfolger. Er eröffne mit seiner Frau einen neuen Lebensabschnitt, führte Manzke aus, in dem er sich vor allem der Familie, Freundschaften, Sprachen und der Musik widmen werde.


Bastian Borchers
Bastian Borchers

Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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