Und schließlich schreckte der 39-jährige Kabarettist und Schauspieler sogar nicht vor einem Tabubruch zurück: Zwar wurde nicht speziell Rintelns „kulturelle Elite” abgewatscht, der Christoph Sieber eingangs Honig um den Bart geschmiert hatte, aber das allgemeine - geizige und blasierte - TV-Publikum, das bei jeder unpassenden Gelegenheit tumb applaudiert, bekam ordentlich sein Fett weg.
Im „Zapping”-Stil hüpfte Sieber durch die abstruse Welt des Fernsehens - wobei die „seriösen” Programme wie etwa „Anne Will” noch schlechtere Karten bekamen als der unverhohlene Nachmittags-Blödsinn bei den „Privaten”. Bei der simulierten „Anne Will”-Gesprächsrunde gelang es dem Kabarettisten gar, die Wirklichkeit - bei der am Ende nicht selten alles durcheinander redet - noch zu übertrumpfen, indem er das Tempo bis zum Synapsen-Kollaps erhöhte. Zu den parodierten Politikern zählte der stotternde Stoiber ebenso wie ein kernig gackernder Gerhard Schröder, ein maulfaul grunzender Helmut Kohl oder ein somnolenter Michael Glos. Und schließlich wurde es dann auch noch interaktiv und improvisatorisch: Zunächst durfte das Publikum durch Brüllen Aggressionen abbauen, bevor der Künstler dann aus abgefragten Bemerkungen aus den Zuschauerreihen spontane Geschichten konstruierte.
Christoph Sieber stammt gebürtig aus dem baden-württembergischen Balingen. Nach einem Studium der Pantomime an der renommierten Folkwang-Hochschule in Essen arbeitete er mit Günther Titt, Peter Siefert, Milan Sladek, Pierre Bylan, Yves LeBreton und Pinok und Matho in Paris. Im Jahr 1995 absolvierte er seine künstlerische Abschlussprüfung und wurde 1996 bei einem Kleinkunstbrettl des Mainzer Unterhauses fürs Kabarett entdeckt. In Rinteln präsentierte er sein zweites Solo-Programm unter dem Titel „Das gönn ich Euch!” Demnächst wird der 39-Jährige auch in der ARD-Satire-Sendung Scheibenwischer zu sehen sein.
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