Das Liebesverhältnis zwischen Ferdinand von Walter, dem Sohn des mächtigen Präsidenten am Hofe, und Luise, der Tochter des bürgerlichen Stadtmusikanten Miller, rüttelt von Anfang an an den Festen der Gesellschaft. Während Frau Miller das Verhältnis stillschweigend fördert, sieht Miller, dass die Verbindung zu keinem guten Ende führen wird. Dieselbe Furcht beschleicht seine Tochter. „Mein Anspruch war Kirchenraum”, sagt sie einmal. Aber Ferdinand gelingt es mit großartigen Reden - „Ich will mich zwischen die und das Schicksal werfen”, alle Bedenken zu zerstreuen. Inzwischen beginnt die Maschinerie des Hofes zu arbeiten. Der herrisch gewissenlose Präsident will seinen Sohn mit Lady Milford, der abgelegten Mätresse des Herzogs, verheiraten. Da Ferdinand sich weigert, wird die Intrige, ein vorgetäuschtes Rendevous Lusises mit dem Hofmarschall, gesponnen, wodurch Ferdinands Vertrauen untergraben wird. Daraufhin verwirklicht er seinen Plan, Luise und sich selbst durch Gift umzubringen. Erst als Sterbender erfährt er von Luise die Wahrheit, dass sie von Ferdinands Vater erpresst worden ist.
Das Stück wird unterhaltsam in Szene gesetzt. Sehr hilfreich ist die kurze Einführung von Gerhard Borcherding. Einfühlsam sind die eingefügten Lieder, gesungen von Juliane und Eckhart Hermann und Oskar Wedel. Eine Augenweide sind die zeitgenössischen farbigen Kostüme. Auch die Sprache Schillers wird angenehm deklamiert, das Pathos Schillers bleibt an passender Stelle spürbar. Dabei erleichtern die erheblichen, aber zumeist sinnvollen Streichungen aus dem Original das Reden und das Zuhören. Oskar Wedel, der auch Regie führt, verkörpert sehr präzise den Präsidenten von Walter als autoritären, hinterhältigen Gewaltmenschen. Michael Bahe stellt die als Karikatur angelegte Figur des Hofmarschalls anschaulich vor. Jürgen Rieß als Walters Sekretär Wurm, Erfinder und Vollstrecker der Intrige, hätte noch ein wenig mehr die schleimig-hinterhältige Bedrohung dieser Verderben bringenden Figur verdeutlichen können. Eindrucksvoll stellt Ulrike Serbent-Kniep die facettenreiche Rolle der Lady Milford dar, zuerst die stolze und fordernde Lady gegenüber Ferdinand, dann die anfangs hochmütige, dann mehr und mehr verstehende Frau im Gespräch mit Luise, schließlich die entsagende, entschlossene, stolze Engländerin, die sich den höfischen Kabalen entzieht. Unterhaltsam ihr Geplänkel mit ihrer Kammerzofe Sophie (Gesa Asche). In der Rolle des Musikus Miller variiert Hartmut Bock überzeugend alle Nuancen zwischen großspuriger Behauptung bürgerlichen Selbstbewusstseins, kleinlauter Resignation und besitzergreifender Liebe zu seiner Tochter. Angelika Hitzek spielt Frau Miller als verständnisvolle, aber auch naive Vermittlerin für ihre Tochter, wobei sie den autoritären Ansprüchen ihres Mannes geschickt ausweicht. Malte Rabe von Kühlewein gibt den Ferdinand, schon von seiner Statur eindrucksvoll prädestiniert. Er zieht alle Register seines Könnens, verkörpert den zärtliche Liebhaber, den wild entschlossenen Draufgänger, behauptet sich selbstbewusst gegenüber Lady Mildford und überzeugt als enttäuschter Liebhaber, der voller Gram den tödlichen Plan verwirklicht. Das Auf und Ab seiner Gefühle, sein schwanken zwischen Entschlossenheit und Zweifel berührt den Zuschauer noch heute. Und schließlich Helena Serbent als Luise. Ihrem mädchenhaften Charme glaubt man ihre unbedingte Liebe sofort, ihre Zweifel an der Zulässigkeit dieser Liebe wecken Mitleid. Eindrucksvoll isst ihr entscheidender Auftritt gegenüber Lady Milford mit seiner Mischung aus Respekt und bürgerlichem Stolz, Erschütternd gelingt ihr die Szene, in der sie wegen ihres Eides glaubt, Ferdinand belügen zu müssen, und damit ihr Schicksal besiegelt. Ihre tragische, weil ausweglose Lage - „Verbrecherin, wohin ich mich neige” - ist noch heute der Kern des Dramas, das ursprünglich Luise Millerin hieß. Denn damit rückt Schillers Schauspiel aus den Begrenzungen des 18. Jahrhunderts in die Gegenwart, in der Menschen in ähnlicher Weise ihrem - ausweglosen - Schicksal begegnen können.
Der großartige Einsatz der Schauspielerinnen und Schauspieler und aller Helfer im Hintergrund bescherte dem Theaterkreis ein ausverkauftes Haus, dem Publikum einen unterhaltsamen und lehrreichen Abend und der Theatergruppe enthusiastischen Beifall der dankbaren Zuschauer. Eine Wiederholung ist vorgesehen für Montag, den 11. Januar 2010 um 19.30 Uhr im Kurtheater. Foto: privat