Seit elf Jahren kommen Jugendliche über das Jobcenter in das Projekt Vornhagen. Obwohl sie aus unterschiedlichen Strukturen kommen, eint sie alle die Schwierigkeit, auf dem ersten Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Ziel des Projektes ist es, genau das zu ändern, sagte Anleiter Frank Meyer. Durch ein Garten- und Landschaftsprojekt werden die Jugendlichen gefördert. Schlüsselqualifikationen, wie der Schulabschluss, Sprachkenntnisse und vor allem das Sozial- und Arbeitsverhalten werden aufgebaut. Im vergangenen Winter haben die Jugendlichen sich nicht nur um die Arbeit in der Gärtnerei gekümmert. Um die Gemeinde zu entlasten und einen sicheren Arbeitsweg zu haben, krempelten sie die Ärmel hoch und schoben Schnee. Die Bushäuschen an der B 65 nutzen einige Mitarbeiter des Projektes selbst für ihren täglichen Arbeitsweg. Seit zwei Jahren mähen, krauten und pflegen sie die Stationen in Absprache mit der Behörde. Sogar einen Anstrich und eine neue Bank haben sie dort aufgebaut. Die Vornhäger selbst freut es auch, habe die kleine Haltestelle doch lange im Dornröschenschalf gelegen, so Meyer.
Die Jugendlichen im Projekt bekommen alle einen Arbeitsvertrag mit dem AWO-Kreisverband Schaumburg, sagte Heidemarie Hanauske. Dadurch erhielten sie die Möglichkeit, ihr Geld durch eigene Arbeit zu verdienen. Zusätzlich lernen sie, welche Anforderungen in der Arbeitswelt erfüllt werden müssen. Der Schwerpunkt liege dabei auf Werten wie Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Motivation zum Lernen sowie Team- und Kritikfähigkeit. Da nicht jeder Jugendliche einen grünen Daumen mitbringt, setzt das Projekt Vornhagen auf Betriebspraktika. „Vielleicht findet jemand seine Stärken eher im Mauern. Dann versuchen wir eine Möglichkeit zu schaffen,” so Hanauske. Finanziert wird das Projekt über Bundesmittel. Die sogenannte Arbeitsgelegenheit gegen Entgelt sei eine kostenintensive Variante, so Hanauske. Der Vermittlungserfolg hingegen sei mit 30 bis 40 Prozent überdurchschnittlich hoch, sodass sich am Ende die Finanzierung rechne. Das bestätigte auch Bernd Dittmer, Geschäftsführer des Jobcenters Schaumburg. Das Projekt Vornhagen sei zusammen mit der Jugendwerkstatt Hülshagen die einzige Möglichkeit, diese Basisarbeit zu leisten. Diese kostet pro Jahr rund 200000 Euro. Jörg Farr fragte nach, ob im Zuge des „Streichkonzert” des Bundes die Finanzierung und damit das Projekt selbst gefährdet seien. Dittmar sagte, er sehe derzeit keine Gefahr. Die Planungen im nächsten Jahr seien gesichert.
Mit dieser Perspektive können die Jugendlichen also kommen. Und genau wie die kleinen Setzlinge, langsam erblühen. Denn im Gewächshaus des Projektes Vornhagen gibt es viel mehr als Tomaten, Paprika und Kochbananen. Foto: ih