Die Nachricht hat hohe Wellen geschlagen. Nach knapp dreijähriger Tätigkeit in Bad Nenndorf wurde dem Diplom-Kaufmann der Stuhl vor die Tür gestellt. Seine Tätigkeiten wird vorübergehend Hans-Hermann Blome übernehmen, der in Bad Pyrmont als Kurdirektor arbeitet und zugleich Vorsitzender des Verbandes niedersächsischer Staatsbäder ist. Kraatz hat von seiner Abberufung am 13. August erfahren, wenige Tage später wurde der Betriebsrat des Staatsbades Nenndorf über den Rauswurf informiert. Der Vertrag von Kraatz wäre regulär noch bis 2012 gelaufen.
Über die genauen Gründe für die umgehende Freistellung des Geschäftsführers gibt es noch keine genauen Erkenntnisse. Die Vorsitzende des Staatsbad-Aufsichtsrates, Cora Hermenau, gibt sich bedeckt, betonte aber ausdrücklich, dass dies keine Maßnahme gegen Bad Nenndorf sei. Die Kündigung könnte die Konsequenz aus einer Prüfung durch einen Unternehmensberater sein, der seit vier Wochen auf Initiative des Aufsichtsrates die Bücher und den Staatsbad-Betrieb in Bad Nenndorf ausgiebig unter die Lupe nimmt. Das Ergebnis dieser Durchsicht habe ergeben, so wird Hermenau zitiert, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Kraatz nicht mehr möglich sei.
Zwar habe Kraatz das Staatsbad nach außen hin gut vertreten und auch die modifizierte Ausrichtung auf neue Gesundheitsangebote und Kundenschichten gut auf den Weg gebracht. Irgendwann müssten aber auch Gewinne fließen, so die Finanzstaatssekretärin in Hannover. Die ganze Angelegenheit bekommt jetzt zusätzliche Brisanz durch die Nachricht, dass die von dem Düsseldorfer Unternehmensberater geprüften Unterlagen inzwischen der Staatsanwaltschaft in Bückeburg übergeben wurden. Jetzt ist vermehrt von vermeintlichen „Überschreitungen der finanziellen Befugnisse” die Rede. In diesem Zusammenhang wird auch eine Rodenberger Werbeagentur genannt, die unter anderem für die Vermarktung der Staatsbad-Kosmetikserie „Fenesse” zuständig ist. Kraatz selbst hat mittlerweile einen Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht eingeschaltet und der will umgehend Klage beim Landgericht Hannover gegen die fristlose Kündigung einreichen. Foto:pd