Allerdings schraubt der Verein seinen künstlerischen Anspruch bei öffentlichen Auftritten herunter. Der Grund: Seit dem Sommer hat der langjährige Chorleiter Peter Supthut seine Mitarbeit vermutlich krankheitsbedingt, so Schirmer, eingestellt. Und einen Nachfolger haben die Sänger noch nicht gefunden. Gegenwärtig hat Friedhelm Schirmer selbst diese Aufgabe übernommen. Ein weiterer wesentlicher Grund für die Reduzierung der öffentlichen Auftritte ist die Überalterung des Chores. Viele Mitglieder gehen auf die 80 zu, das Durchschnittsalter liegt bei 74 Jahren. Schirmers Fazit: „Wenn wir in naher Zukunft keine neuen Sänger bekommen, ist an größere Auftritte nicht mehr zu denken.”
Kein Widerspruch regte sich unter den 20 versammelten Mitgliedern, als der Vorsitzende das Ende einer jahrzehntelangen Gepflogenheit verkündete: Nach 39 Jahren wird das Chorkonzert des MGV mit befreundeten Gesangvereinen jeweils am 1. Mai im Beckedorfer Schulwald nicht mehr stattfinden. Nach Aussage Schirmers befindet sich das Areal des Schulwaldes, in dem das Maisingen stattfand, in einem „desolaten Zustand”, hervorgerufen durch Baumrodungen und die tiefen Reifenspuren von schwereren Fahrzeugen. Die Altersstruktur des Vereins gestatte es nicht, dass die Sänger den Platz in der ursprünglichen Form für ein Konzert wieder herrichteten. Ein anderer Ort werde weder von den Gastchören noch von der Beckedorfer Bevölkerung angenommen, so Schirmer. Aber vielleicht komme ja eine neue Generation mit neuen Ideen, um etwas anderes aufzubauen, verlieh Schirmer seiner Hoffnung Ausdruck.
Die 16 aktiven Sänger haben ihre Auftritte im letzten Jahr deutlich reduziert. Vor der Sommerpause gastierte der Chor insgesamt sechsmal in Bad Nenndorfer Seniorenheimen. Mittlerweile hat sich „Germania” völlig aus dem Konzertgeschehen dort zurückgezogen. Immerhin trat der Verein im Vorjahr noch 24 mal öffentlich auf, darunter auf etlichen hohen Geburtstagen der Mitglieder. Und bei den 39 Übungsabenden stand neben dem Üben der Stimmbänder auch die Pflege der Geselligkeit auf dem Programm. Dafür, dass Rudi Fuchs an den Übungsabenden nur einmal, Günter Eberhardt und Friedhelm Schirmer jeweils nur zweimal fehlten, wurden sie mit langen Mettwürsten beschenkt. Damit in der Runde aber niemand leer ausging, überreichte der Vorsitzende unter dem Beifall der Anwesenden anschließend jedem ein kurze Wurst als verspätetes Weihnachtsgeschenk.
Das „leidige Thema” Mitgliederwerbung sprach der Vorsitzende nur kurz an. Der Verein verzeichnet schrumpfende Mitgliederzahlen. Gegenwärtig zählt er 53 Mitglieder in seinen Reihen, fünf weniger als vor zwölf Monaten. Auch die Bereitschaft unter den Mitgliedern, ein Amt zu übernehmen, lässt nach. Als Schirmer den Tagesordnungspunkt Neuwahlen aufrief, fand sich niemand, der bereit war, das Amt des Liedervaters zu übernehmen. Notgedrungen führt Schirmer das Amt kommissarisch ein Jahr weiter.
Nach 27 Jahren aktiver Mitarbeit im Festausschuss wurde Josef Wedig mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedet. Heinz Rieger, Günter Heinrich und Andreas Otte machen allein weiter.Foto: privat