Bevor Schramm die Schmierereien entfernt, fotografiert sie diese. Aus den Bildern hat sie die Ausstellung „Hass vernichtet” zusammengestellt, die dieser Tage in der Schule am Schlosspark im Beisein von Vertretern der Stadt Stadthagen und des Landkreises Schaumburg zum 351. Mal eröffnet wurde. Die gezeigten Bilder sind nach Angaben von Schramm aber nur ein „winziger Teil” ihrer inzwischen fast 13 200 Fotos umfassenden Dokumentation. Ihre ausgestellten Werke werden um die Workshop-Ergebnisse engagierter Schüler ergänzt. Die Schüler erhielten von ihr Papierkopien fotografierter Hassparolen, die sie mit bunten Farben durch Übermalen sowie Ergänzungen veränderten. Aus menschenverachtenden Sprüchen wie „Lasst Menschen verrecken” entstanden Friedensaufrufe wie „Lasst uns Menschen unterstützen”.
Vor fast 25 Jahren habe sie – zuerst sporadisch und einige Zeit später kontinuierlich – begonnen, die zahlreichen Hausschmierereien, Naziplakate und massenhaften Aufkleber zu beseitigen, erzählte Schramm. „Inzwischen über 90 000 Mal.” Mit ihrem Projekt möchte sie Mut machen, mitzuwirken für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen. Lobende und anerkennende Worte brachte Eberhard Greuel, Lehrer an der Schule am Schlosspark, der 65-Jährigen entgegen. „Wir erschrecken uns über die Nazi-Hasspropaganda und bewundern die Zivilcourage, den Mut und die Ausdauer von Frau Schramm.” Auch wenn gerade jüngere Schüler noch nicht so viel von Politik verstünden, könnten sie dennoch wie auch alle andere etwas tun und sich Irmela Schramm zum Vorbild nehmen. „Sie schaut hin, wo wir wegsehen.”
Für ihre Arbeit wurde die Berlinerin vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Bundesverdienst-Medaille und dem Erich-Kästner-Preis. Sie war mit ihrer Ausstellung schon im Europa-Parlament in Brüssel sowie in vielen weiteren deutschen und europäischen Städten. Auf der Expo 2000 wurde sie im Deutschen Pavillon in Form einer über fünf Meter großen Gipsfigur – direkt neben Albert Einstein – geehrt, als Beispiel für das demokratische Deutschland.
In Schaumburg träten alle demokratischen Parteien gemeinsam mit den Schulen, der Initiative „Bad Nenndorf ist bunt” und weiteren Organisationen als Veranstalter auf und verstünden die Ausstellung „Hass vernichtet” als Teil des Protests gegen die Nazi-Propaganda in Bad Nenndorf und überall in Schaumburg, so Greuel. Bis zum 16. Juni bleibt die Ausstellung in der Schule am Schlosspark, danach ist sie noch im Schulzentrum Obernkirchen, im Gymnasium Bad Nenndorf und im Ratsgymnasium Stadthagen zu sehen ist.
Foto: jl