„Seit 1992 treffen wir uns regelmäßig, mittlerweile sogar zweimal im Jahr”, sagte Mitinitiator Heinz Gerd Bolte. Zum ersten Mal haben sich die Schüler der ehemaligen Bürger-Knabenschule nun an ihrer alten Schule – heutzutage ist es die Schule am Schlosspark – getroffen. Gemeinsam kehrten die Ehemaligen nach Schulschluss in ihren alten Klassenraum im zweiten Stock zurück. „Ein toller Ausblick, den habe ich damals gar nicht wahrgenommen”, sagte ein Rückkehrer, als er den Blick aus dem Fenster auf die Marktkirche richtete.
Damals, 1938, hatten die 27 Jungen der Klasse anderes im Sinn. „Ich habe immer Krimis unter dem Tisch gelesen, bis mich der Lehrer erwischt hat”, erzählte einer. „Er sagte nur: ‚Ich habe das früher auch gemacht, mich dabei aber nicht erwischen lassen!‘” Doch nicht immer ging es so fröhlich in der Klasse zu. Während heutzutage der Termin für die nächste Mathe-Arbeit an der Tafel in dem Klassenraum angeschlagen steht, stand für die 27 Schüler damals neben Luftschutzübungen auch immer das Sprinten zum Laufgraben vor der Schule auf dem Stundenplan. Auch der erste Klassenlehrer, Herr Meier aus Krebshagen, wurde bei Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen und starb bei den ersten Kampfhandlungen. Später 1942 wurde die Schule dann komplett von der Wehrmacht genutzt. Dadurch musste die Klasse in die Bürger-Töchter-Schule – heute die Schule am Stadtturm – umziehen. Im Wechsel mit den Mädchen fand der Unterricht dann dort vormittags und nachmittags statt.
Nach dem Krieg galt es vieles nachzuholen für die Schüler, denn der Unterricht musste in den letzten Kriegsjahren oftmals ausfallen. Die gesamte Klasse ging auf Initiative des damaligen Rektors Kinkelei daher noch freiwillig ein weiteres Jahr zur Schule. Einer von ihnen, Fred Hartmann, hat es als Mediziner sogar bis zum Professoren-Titel gebracht, sagte Klassensprecher Hans-Joachim Nickel nicht ganz ohne Stolz.
Die Mehrheit der Schüler der ehemaligen Klasse ist im Schaumburger Land geblieben. Auch in Zukunft will die Klasse der ehemaligen Bürger-Knabenschule ihre Treffen fortführen.
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