Auch die Zeitspanne und die vielen historisch bedeutenden Geschehnisse, die die Beziehung überdauert hat, haben ihren Beitrag dazu geleistet. In seinem Buch „Die Schmidts- ein Jahrhundertpaar” hat Reiner Lehberger die Geschichte des Paares niedergeschrieben und auch dunklere Passagen nicht ausgeklammert. Die Volkshochschule Schaumburg hatte diese Lesung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Gleichstellung und dem Team des Hubschraubermuseums organisiert. Zum Auftakt stellte Dunja Cordes von der VHS dem Buchautor die Frage: „Wie sind Sie eigentlich zu den Schmidts gekommen?”. Dieser berichtete von ersten Kennenlernen mit Loki Schmidt und wie sich über die Jahre hieraus eine Freundschaft entwickelte. Jedoch dauerte es bis zum „Du” noch weitere elf Jahre. „Das Du musste man sich bei den Schmidts wahrlich erst verdienen”, erklärte Lehberger mit einem Schmunzeln. Anhand des umfangreichen Archivs der Schmidts, privaten Fotoaufnahmen und Briefverkehren, hat Lehberger nach dem Tod Loki Schmidts im Jahre 2010 mit Erlaubnis Helmut Schmidts die Biografie über Loki verfasst. Darüber hinaus keimte in Lehberger der Entschluss, ebenfalls eine Biografie über Helmut und Loki als Paar zu verfassen. Beginnend mit dem Kennenlernen der beiden an der Lichtwark-Schule über eine erneute spätere Annäherung der beiden bis zur Verlobung gab es einige unterhaltsame Situationen, über die Lehberger berichtete. Kennengelernt hatten sich Loki und Helmut 1929 in ihrer Schulzeit und schlossen schnell Freundschaft. Nachdem sie sich zeitweilig aus den Augen verloren hatten, nahmen die beiden Anfang der 40er Jahre wieder den Kontakt über Briefe auf. 1941 trafen sich die beiden wieder und verlobten sich, sechs Tage bevor Helmut an die Front ziehen sollte. Im Sommer 1942 heirateten die beiden schließlich. Doch Helmut musste wieder zurück in den Krieg und Loki blieb mit dem 1944 geborenen Sohn alleine in Bernau zurück. Dieser verstarb einige Monate später an einer Hirnhautentzündung, Helmut erfuhr hiervon erst zwei Monate später. Nach Ende des Krieges und der Rückkehr Helmuts aus der Kriegsgefangenschaft begann er zu studieren, Loki arbeitete nach vollendeten Entnazifizierungsverfahren wieder als Lehrerin. 1953 ging Helmut dann als Abgeordneter in den Bundestag, die Bonner Jahre und auch die Fernbeziehung der Schmidts begann. Die Fernbeziehung habe beiden als Paar nicht gutgetan, Höhepunkt der sich steigernden Krise sieht Lehberger in den 70er Jahren. 1966 veröffentlichte der Stern eine große Geschichte über die außerehelichen Affären von Bundestagsabgeordneten, darunter in einer tragenden Rolle Helmut und seine langjährige Affäre Helga R.. Dies führte sogar so weit, dass Loki ihm die Trennung anbot, worauf Helmut mit enormen Unverständnis reagierte. 1969 zog Loki ebenfalls nach Bonn und die Fernbeziehung hatte ein Ende. Bei ihrem 40. Hochzeitstag im Jahr 1982 feierte da Paar ausnahmsweise etwas größer. Helmut hielt dort eine Ansprache, in der er verschlüsselt eine Entschuldigung für seine Verfehlungen in der Vergangenheit an Frau Loki und Tochter Susanne abgab. Trotz aller Widrigkeiten war das Paar besonders in den späteren Jahren unzertrennlich, sogar soweit, dass Loki „nie wieder auch nur eine Nacht ohne Helmut verbringen mochte”, berichtete Lehberger. Generell sei der Bestand der Ehe vor allem Lokis Verdienst gewesen, darüber hinaus habe sie die Rolle der Kanzlerfrau neu definiert und die politischen Herausforderungen dieser Zeit als gemeinsames Projekt angesehen. Auch nach Ende der politischen Zeit des Paares genossen die beiden großes Ansehen in der Gesellschaft und entwickelten darüber hinaus eine glückliche Altersbeziehung zueinander. So wurde das Paar zu einem Mythos und zum Vorbild vieler. Dies zeigte sich auch im Anschluss an die Lesung. Die zahlreichen Zuhörer stellten viele interessierte Fragen an Reiner Lehberger und wollten noch viel mehr über die beiden „Weltbürger im Reihenhaus” erfahren. Foto:nh