Wir schreiben das Jahr 1787, genauer: den 19. Oktober. Graf Wilhelm I erteilt dem Universitätsapotheker Johann Hermann Viktor Brockmann das Privileg zur Errichtung einer Apotheke in Bad Nenndorf. Dieser hatte das Jagdschloss „Bergleben” in Bergkirchen gekauft, abreißen und in Bad Nenndorf neu aufbauen lassen. Das Besondere: In dem Haus, das heute denkmalgeschützt ist, hatte Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe seine letzten Tage vor seinem Tod 1777 verbracht. Zehn Jahre soll es zunächst leer gestanden haben, ehe es Brockmann erwarb und die Fachwerkelemente mit Pferdefuhrwerken in die heutige Kurstadt transportieren und mit Muskelkraft neu errichten ließ. „Oben über der Apotheke war damals ein Spielcasino mit Verköstigungsbetrieb”, erinnert Jürgen Uebel an die Zeit, als Bad Nenndorf als Bade- und Erholungsort vor allem in Kreisen der gut betuchten Gesellschaft aufblühte. Nach fünf Apothekerwechseln kaufte 1920 sein Großvater Wilhelm Meyer die Apotheke zusammen mit dem Haus. 1957 übernahm dessen Sohn Gert Uebel den Betrieb – ein Jahr später zog die Apotheke wegen Platzmangel in einen neuen Anbau an das alte Schiefergebäude und wurde zur Kur-Apotheke. Ihr „königliches Privileg” aber behielt sie. „So stand es noch im Grundbuchauszug, als ich sie gekauft habe”, verrät Uebel, der die Apotheke 1993 gepachtet und zwei Jahre später erworben hat. 2017 veräußerte er gemeinsam mit seinem Bruder als Erbengemeinschaft das Gebäude.